Ich las in der Vergangenheit in diversen Foren und auf anderen Internetseiten immer wieder von Park Chan-Wook’s Rachetrilogie (Sympathy for Mr. Vengeance, Oldboy und Sympathy for Lady Vengeance).
Doch leider bin ich nie dazu gekommen, mir die Filme anzuschauen. Als im ARD dann vor Kurzem nochmal Oldboy gezeigt wurde nahm ich mir die Zeit und fuehrte mir das Werk zu Gemuete.
Schade, dass ich es erst so spaet tat…
Regie
Park Chan-Wook
Hauptdarsteller
Choi Min-sik als Oh Dae-su
Yoo Ji-tae als Lee Woo-jin
Kang Hye-jeong als Mi-do
Bei Oldboy geht es um den Familienvater Oh Dae-su, der scheinbar grundlos 15 Jahre lang in einer Art Hotelzimmer eingesperrt war und nach seiner Freilassung 5 Tage hat um herauszufinden, wer in einsperren lassen hat und vorallem warum. Oh Dae-su lernt auf seinem Weg die Sushikoechin Mi-do kennen, die ihn bei seinem – teils sehr brutalen – Rache- bzw. Aufklaerungsfeldzug untertuetzt.
Im Grunde ist Oldboy eine simple Geschichte ueber Rache und verbotene Liebe. Doch wenn man mal genauer hinsieht, hat Herr Chan-wook hier ein wahres Meisterwerk abgeliefert. So beginnt der Film mit zwei Rueckblenden, die beim Zuschauer zuerst wenig bis gar keinen Sinn ergeben, spaeter dann aber wie Puzzleteile das Bild komplettieren und immer wieder ein “Achwas, damit haette ich ja nun gar nicht gerechnet” hervorrufen.
Was mir auch gleich zu Beginn auffiel, ist der duester gehaltene sehr klassische Soundtrack, der sich durch den kompletten Film zieht und stark zur Atmosphaere beitraegt. Wer haette geahnt, dass Vivaldi’s Four Seasons bei entsprechender Bildbegleitung derartig verstoerend auf den Hoerer wirken kann? Abgesehen von zwei oder drei Stuecken ist der OST wie bereits erwaehnt durchweg eher duester und melancholisch. Die vermittelte Stimmung wird auch durch teils sehr lange Szenen ohne Schnitte und eher farblose und triste Optik des Films gepraegt.
Besonders hervorheben moechte ich hier die Korridorszene:
Ausnahmsweise nicht von Vivaldi, sondern von treibenden und kühlen Klängen untermalt, bahnt sich Oh Dae-su – ganz puristisch mit einem Hammer bewaffnet – zweieinhalb Minuten lang seinen Weg durch einen langen Korridor voller Missetäter, die ihn daran hindern wollen dessen Ende zu erreichen.
Ohne Schnitt.
(Fabian Huebner, Szenen die man nicht vergisst #1: Oldboy)
Aber das ausschlaggebendste Merkmal des Films ist wohl Min-sik’s Schauspiel als Oh Dae-su. Leider habe ich den Film nicht OmU sehen koennen, daher kann ich nur das optische Schauspiel kommentieren und nicht auf die – wahrscheinlich sehr gute – Stimmarbeit eingehen. Meiner Meinung nach miemt er den vergeltungsluesternden Raecher, der 15 Jahre nur ueber den Fernseher in seinem Zimmer Kontakt zur Aussenwelt hatte mit Bravur. So weiss er durch seine Mimik besonders in den zahlreichen Nahaufnahmen sehr zu ueberzeugen und man nimmt ihm die manische Rachsucht in der Tat ab.
Fuer Freunde des Explosionen-Titten-Waffen-Blockbuster-Kinos wird der Film wahrscheinlich nur ein weiterer Revengeflick sein, der mehr oder weniger durchschnittlich ist.
Wer aber zu asiatischen Produktionen nicht automatisch “nein!” sagt und ein gewisses Interesse an filmischer Kunst hat, findet sicher seine Freude daran. Fuer mich ist der Film sowohl thematisch, als auch visuell und akkustisch ein Meisterwerk und ich kann ihm nur jedem ans Herz legen.
Trailer [Englisch]
https://www.youtube.com/watch?v=Qm3EcR1NbFU
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