Gestern kam ich dank dem Vierten endlich dazu, Bad Lieutenant zu schauen. Es ueberraschte mich, wie gut der Film ist und wie schlecht man sich danach fuehlt. Aber seht am Besten selbst..
Regie
Abel Ferrara
Hauptdarsteller
Harvey Keitel als Bad Lieutenant
Bad Lieutenant gibt die Geschichte eines abgehalfterten – und von Harvey Keitel perfekt verkoerperten – Cops wieder, der in der schaebigsten Gegend von New York teils seinem Dienst nach geht, teils Geld mit Wettgeschaeften macht und teils im Drogensumpf steckt.
Bad Lieutenant ist ein ziemlich harter Film, denn man bekommt nicht nur den Gebrauch von Drogen und der ueblichen Gewalt zu sehen, wie es fuer den „normalen“ Film heute ueblich ist. Nein, es wird eine Nonne vergewaltigt und der Lieutenant onaniert waehrend einer Fahrzeugkontrolle auf eine Live-Vorlage frei nach dem Motto „Ihr tut mir etwas Gutes, dann tu ich euch etwas Gutes“. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Also definitiv nichts fuer pruede Gemueter.
Der Plot belaeuft sich aber hauptsaechlich darauf, dass der Lieutenant durch die Gewinne aus Sportwetten seine Drogensucht finanzieren will und vorlaeufig auch kann. Im Laufe des Films geraet er jedoch immer weiter in die Schuldenfalle, bis er sich am Ende schliesslich besinnt, den Fall der vergewaltigten Nonne zu loesen um mit dem imens hohe Belohnungsgeld der katholischen Kirche seine Wettschulden zu begleichen.
Von der Aufmachung her ist Ferrara’s Film vergleichbar mit Martin Scorcese’s (uebrigens Ferrara’s Vorbild) Taxi Driver mit Robert DeNiro in der Hauptrolle: In beiden Filmen gibt es einen Anti-Helden, der irgendwie sein eigenes Ding macht, kaum richtigen Bezug zur Gesellschaft hat und ein sehr unglueckliches Leben fuehrt. Und in beiden Filmen wird die Situation des Protagonisten von Minute zu Minute schlechter, zugespitzter und somit natuerlich auch dramatischer. Aber bleiben wir beim Lieutenant. Was mich schwer beeindruckte war ganz klar Keitel’s super Leistung in diesem Film. Ich kannte ihn zwar bereits aus Reservoir Dogs, Pulp Fiction etc. jedoch sah ich ihn nie in einer so ernsten Rolle, die so sehr die Abgruende der menschlichen Seele auftut. Und ich bin schlicht weg begeistert. Ich denke nicht, dass das geplante Remake mit Nicolas Cage da auch nur annaehernd so gut wird werden kann. Auch wenn Werner Herzog (Nosferatu, Aguirre – Der Zorn Gottes) im Regiesseursstuhl sitzt. Versteht mich nicht falsch, ich hab nichts gegen Cage aber Keitel in der Rolle seines Lebens zu ersetzen waere wie die Idee, einen neuen John McClane zu suchen, wenn ihr versteht, was ich meine ;-)
Ein weiterer Aspekt, der mich sehr anprach, war der Soundtrack, der bis auf ein paar wenige – teils sogar ironische – Stuecke durchweg duester gehalten ist und somit perfekt zum Plot passt. Weiterhin sind natuerlich das gesamte Szenenbild, die nur durch wenige Schnitte und Kamerafahrten „aufgelockert“ wird, auch sehr duester gehalten, was sehr zur depressiven Gesamtstimmung des Films beitraegt. Es ist mir auch ein Wunder, wie man es 1992(!) schaffte eine 16er Freigabe durchzubekommen, da wie bereits erwaehnt aehnlich wie bei Oldboy sehr viel Gewalt herrscht und die Leute von der FSK ja sonst eher dafuer bekannt sind, im Zweifelsfall lieber ein bisschen mehr als noetig rauszuschneiden.
Fazit: Der Film ist sicher keine leichte Unterhaltung, mit der man die Zeit totschlagen kann, da er einfach zu hart, zu anstossend und zu nah am Abgrund der Seele balanciert. Wenn man sich jedoch darauf einlaesst ist Bad Lieutenant fast schon mehr ein Erlebnis als ein Film. Selten ging mir ein Film derartig „an die Nieren“. Ich kann Bad Lieutenant jedem empfehlen, der Filme mag und nicht verschlossen ist fuer Filme die Abseits des Bluemchen-Mainstreams sind. Zu guter Letzt will ich hier noch einen Gruss an Kaltduscher los werden, den wohl groessten Harvey Keitel Fan der Welt :D
Trailer [Englisch]
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