„Wow. Das sieht echt mal nach einem Film mit richtiger Oldschool Action aus!“ Das dachte ich, als ich im Kino das erste mal die Vorschau zu 96 Hours sah. Was ich jedoch nicht wusste waren folgende 2 Kleinigkeiten: Der Film heisst eigentlich Taken und kam bereits vor einem knappen Jahr in Frankreich in die Kinos und dementsprechend gibt es im europäischen Umfeld bereits eine DVD zu kaufen. Und so kam es dazu, dass mich eines Tages eine Anzeige auf play.com anlachte und ich den Film somit schon vor dem deutschen Kinostart bewundern konnte.
Regie
Pierre Morel
Hauptdarsteller
Liam Neeson als Bryan
Maggie Grace als Kim
Famke Janssen als Lenore
Xander Berkeley als Stuart
Katie Cassidy als Amanda
Ganz in Stirb Langsam-Manie geht es bei Taken in erster Linie um den „Versager-Vater“, dessen Frau mit einem anderen Kerl am Gange ist und die gemeinsame Tochter grosszieht. Der Vater heisst hier aber Bryan und nicht John und wird von Liam Neeson anstatt von Bruce Willis gespielt. Und trotzdem ist es kein billiger Abklatsch, sondern schon eher Konkurrenz. Der Plot ist meiner Meinung nach ganz gut gelungen, denn immerhin liess sich das Team um Luc Besson etwas neues Einfallen: Bryans Tochter Kim will zusammen mit ihrer Freundin Amanda nach Europa fliegen und der Band U2 auf ihren Konzerten folgen. Doch bevor es ueberhaupt dazu kommen kann, werden die beiden Opfer von Maedchenhaendlern. Doch Bryan ist Ex-Geheimdienstler und so findet er anhand eines Telefonmitschnittes und der Hilfe seiner ehemaligen Kollegen heraus, dass er es mit Profis zu tun hat und nur ca. 96 Stunden Zeit hat seine Tochter zu finden, bevor sie fuer immer verloren ist. Also macht er sich auf den Weg nach Europa..
Wie bereits erwaehnt handelt es sich bei Taken um einen waschechten Actioner der alten Schule: Jede Menge boese Maenner werden verpruegelt, ein paar coole Sprueche hier und da und natuerlich der good guy, der alleine gegen die Welt kaempft. Und gewinnt.
Was mich etwas ueberraschte, war der ziemlich hohe Grad der Gewaltdarstellung, besonders in der Folterszene. Evtl ist das auch der Grund, warum die DVD Version den Beinamen „Extended harder cut“ traegt. Die Geschichte ist recht rasant erzaehl, so dass den Zuschauer 89 Minuten, welche vom Daily Star mit „Tense and terrific. The action movie of the year.“ betitelt wurden, erwarten. Nachdem Luc Besson Transporter 3 so versaut hat, konnte er mit Taken einiges wieder rausholen und befindet sich wieder auf gewohntem Niveau.
Und das ist im Prinzip auch schon das, womit Morels Film am meisten punktet, denn die Charaktere sind bis auf die Hauptrollen meist nur kurz angeschnitten, sodass man kaum etwas ueber etwaige Hintergruende erfaehrt, geschweige denn auf Ueberraschungen warten kann, denn die Story ist sehr gradlinig. Natuerlich kann man hier jetzt sagen, dass sich sowas fuer einen Actioner gehoert, denn sonst waere es ja ein Thriller und nicht mehr alte Schule und so weiter. Aber da muss ich dann doch dazu sagen, dass man aus dem Plot einfach haette mehr machen koennen, denn die Story birgt eine ganz klar mehr Potential.
Neeson spielt seiner Rolle natuerlich wie erwartet von Grund auf solide und es entsteht in keiner Sekunde Zweifel daran, dass er dafuer gemacht ist. Ich haette mir zwar auch einen Clive Owen als Bryan vorstellen koennen, jedoch waere das ganze dann wohl eher Richtung Shoot’em Up und somit Comedy gegangen. Mit Neeson in der Hauptrolle wurde hier schon die richtige Wahl fuer einen ernsteren Film getroffen. Wobei ich sagen muss, dass die Rolle des Bryan ein wenig zu selbstsicher ist: So sagt er seiner Tochter am Telefon einfach eiskalt, dass sie gleich entfuehrt wird und bleibt voellig ruhig, als es dann passiert ist, redet er mit dem Kidnapper und weist ihn mit „I will hunt you. I will find you. And I will kill you.“ in die Schranken.
Ein weiterer Punkt, den ich fuer sehr positiv halte, ist die Bodenstaendigkeit des Films. Keine unnoetigen Explosionen von Autos, selten irgendwelche uebertriebenen Schiessereien und zuletzt sogar recht realitaetsnahes Verhalten der Nebenrollen wie dem Dolmetscher, der gar nicht so recht weiss, wie ihm geschieht, oder dem Taxifahrer der fluechtet und die Polizei holt anstatt wie befohlen zu fahren usw. Und trotzdem ist der Film actiongeladen und weist keine Laengen auf.
Die DVD ist soweit in Ordnung, jedoch habe iche Probleme mit meinem Blu Ray Player gehabt, so dass der Film alle paar Minuten <1Sekunde stockte. Im normalen DVD Player ging es ohne Probleme. Ein weiteres Manko ist fuer mich die feste Bildratio von 21:9. Doch wenn man sich erstmal daran gewoehnt hat stoert es nicht weiter. Neben dem Hauptfilm befinden sich noch ein interessantes Making of und diverse Trailer zu kommenden Filmen auf der Scheibe.
Insgesamt kann man also sagen, dass Taken wieder ein bisschen frischen Wind in das Actiongenre bringt, nachdem in letzter Zeit immer mehr Actionhelden zu Superhelden werden, die es auch mit Einschusswunden noch locker mit 5-10 Leuten aufnehmen koennen. Ich weiss nicht, ob sich die DVD wirklich so gelohnt hat, aber im Kino kann man sich das Spektakel sicher ohne Enttaeuschung anschauen.
Trailer [Englisch]
Links
Taken in der OFDb
Ein genialer Film – lief auch gerade erst bei SKY. Hab ihn inzwischen mehrfach gesehen. Geht am Anfang ein wenig langsam los – aber dann geht das Feuerwerk los. Ist einer meiner Lieblingsfilme geworden und Liam Neeson passt auf die Rolle als rächender Familienvater perfekt.