Vor gar nicht all zu langer Zeit hatte ich hier ueber die Doku The Smash Brothers geschrieben und dort erzaehlt, dass Partyspiele manchmal wider Erwarten ziemlich kompetitiv sein koennen. Die Frage die sich an dieser Stelle sicherlich bei einigen auftut ist, wieso Partyspiele denn grundsaetzlich nicht kompetitiv sein koennen? Genau diese Spiele sind es doch, die man meist mit zwei oder mehr Spielern gleichzeitig gegeneinander spielt und immer so viel Spass dabei hat?
Das stimmt so natuerlich auch erstmal, aber wenn man etwas weiter denkt, dann wird man schnell zu der Erkenntnis kommen, dass es auch genau diese Spiele sind, in denen oft von Glueck gesprochen wird und/oder die Schuld an der Niederlage auf den Controller, die schmierigen Haende oder den Alkohol und der daraus resultierende Mangel an Konzentration geschoben wird. Und ueberhaupt haette man doch wohl gewonnen, wenn da nicht ploetzlich dies und jenes passiert waere.
In meinen Augen laesst sich das in den meisten Faellen ganz einfach auf einen einzigen Faktor komprimieren: Zufall. Ohne zufaellige Ereignisse haengt der Ausgang eines Spiels ausschliesslich von den Spielern und deren Aktionen ab. Und damit waeren wir auch beim eigentlichen Ausloeser fuer diesen Post angekommen: Ich treffe mich naemlich so ziemlich jeden Mittwoch mit meinen Freunden zum Filmabend. Jede Woche darf jemand anders entscheiden, was geschaut wird. Alle bringen ihren Film mit und dann spielen wir Super Smash Bros. Brawl um einen Bestimmer zu ermitteln. (Bestimmer in einem semi-serioesen Artikel verwenden: check!) Wir machen dann in der Regel ein 1v1v1v1 mit 5 Leben pro Spieler und wer als letztes noch lebt, dessen Film wird halt geguckt.
Anfangs setzten wir hierbei noch auf Willkuer und dem Spass am Chaos: Saemtliche Items waren aktiviert und sowohl die Charakter- als auch die Stageauswahl stand auf zufaellig. Bald merkten wir jedoch, dass wir oft darueber diskutierten warum man gewonnen/verloren hat und nicht selten waren diese Diskussionen laenger und hitziger als das eigentliche Match. Wir fingen an, Brawl ernster zu nehmen und machten uns Gedanken, wie wir das Geschehen fairer bzw. unabhaengiger von Glueck und Zufaellen machen koennten.
Zunaechst schalteten wir die Items ab, denn manche Gegenstaende sind de facto einfach unfair, da sie quasi Instakills verteilen und man nicht Glueck hat, wenn man selbst eins bekommt sondern einfach Pech hat, wenn die anderen sich das Teil schnappen. Schritt zwei war die Einschraenkung der Stages, denn auch hier koennen manche Charaktere die Umgebung besser nutzen als andere. Unsere Wahl fiel letztendlich auf die Stage Final Destination (Bild oben), welche im Grunde nur eine grade Flaeche ohne irgendwelche Schnoerkel, Hindernisse oder Events ist. Ziemlich aehnlich einem Ring beim Kampfsport. Weiterhin einigten wir uns darauf, dass jeder Spieler seinen Charakter selbst waehlen darf. Immerhin gibt es ja trotz allem Kampfgeist noch Vorlieben und Playstyles, sodass nicht jedem Spieler jeder Charakter gefallen wird. Zu guter Letzt fuehrten wir dann noch den Turniermodus ein, also 1v1-Matches. Im Grunde haben wir also aus dem Partyspiel Super Smash Bros Brawl auf Street Fighter getrimmt. Ich schaetze es wird auch nicht mehr lange dauern bis wir uns Project M mal genauer anschauen und so richtig pro werden.
Natuerlich sind die Kaempfe jetzt weniger witzig, weil mit sinkender Zufallsquote natuerlich auch weniger Spass im Sinne von lustigen Situationen vorherrscht, aber meiner Meinung nach ist der Spass im Sinne von Kampfgeist enorm gestiegen. Man mag sich vielleicht ueber einen ehrlichen Sieg genauso freuen koennen wie ueber einen Sieg durch Glueck, aber auf der anderen Seite wird man es wohl viel eher verkraften zu verlieren wenn man es selber verbockt hat und der Gegner wirklich gut ist als wenn man kurz vor Schluss einfach Pech hat und verliert, weil das Spiel einem Fuck you! sagt. Jeder, der mal Dokapon Kingdom gespielt hat, wird das bestaetigen koennen.
Wo frueher das Gezeter gross war wird sich nun zu guten Kaempfen gratuliert und dem naechsten Match entgegen gesehnt. Aus Saetzen wie „Verdammt man, waere dieser bekackte Faecher nicht gewesen, haettest du niemals gewonnen!“ wurde irgendwann „Wow, das hat Spass gemacht, mit Luigi kannst du echt was!“ Aus Spott wurde Respekt, Button-Masher wurden zu Strategen und aus Freunden wurden Rivalen. Oder irgendwie so. Brawl ist fuer uns kein spassiger Zeitvertreib mehr, es ist zu seiner Leidenschaft avanciert.
Der 08/15-Spieler hingegen, der mit seinen Freunden beim Vortrinken ein paar Runden smashern will, wird mit der Zeit vielleicht auch ganz gut, wird sich aber wahrscheinlich nie mit Dingen wie dash-dancing, ledge guard oder frame perfect beschaeftigen. Ganz im Gegenteil wird er sich wohl eher darueber freuen, dass er gerade noch das das Item erwischen konnte, dass ihn zum Sieg gefuehrt hat. Was auch voellig okay ist, nur wie so viele Spiele sind auch die Ableger des Smash-Franchises Titel der Kategorie easy to learn, hard to master: Jeder wird irgendwann mal einen 4er Brawl gewinnen oder noch zwei Leben haben wenn alle anderen schon Game Over sind. Aber niemand wird ernsthafte Anerkennung dafuer bekommen, dass er in einem 4 Spieler Match die meisten KOs erzielt, nachdem er seine Gegner mit Pokébaellen von der Stage geschmissen hat um sich dann den Super-Smash zu holen. Aber beim Vortrinken braucht man das auch nicht. Besonders dann nicht, wenn man gegen Leute spielt, die noch nie eine WiiMote in der Hand hatten und fuer die Brawl eben einfach nur ein Partyspiel ist. Und als solches funktioniert Brawl naemlich trotz allem kompetitiven Gehabe immer noch ganz wunderbar.
Wie sieht es bei euch aus, bei welchen Spielen gibt es in eurem Freundeskreis die schlimmsten Skill-vs-Luck-Diskussionen?
SSBM > SSBB :D
Am besten bin ich interessanterweise beim
allerersten Teil der Serie, wobei ich aber auch so richtig langweilig
bin und als Pikachu spiele. In Brawl mag ich Peach am meisten und bin
auch recht gut, seltsamerweise ziehe ich mit aktivierten Items aber
meist den kürzeren. Sollte das nicht Zufall sein? Beim besten Teil bin
ich nicht wirklich auf einen Charkter fixiert, wobei dort sowieso alles
am ausgeglichensten ist weil es am schwersten ist gut zu werden.
Ich muss ja zugeben, dass ich erst durch Brawl zu Smash Bros gekommen bin. Ich hatte nie einen GameCube und der erste Teil ist irgendwie an mir vorbeigekommen, ich schaetze wir haben einfach zu viel Mario Kart gespielt zu der Zeit ;)
Charakterteschnisch bin ich bei Lucas haengengeblieben, frueher habe ich aber auch viel Toon Link und Mr. Game & Watch gespielt.
Wenn kein Glück vorhanden sein darf, müsste wohl Melee gespielt werden. Ist meines Wissens auch der Favorit bei Turnieren.
Die „Professionalisierung“ des Spielens erfahre ich auch selber. Meistens etwas wehmütig. Früher liess man sich von Spielen verzaubern, wurde in die Welt hineingezogen. Das passiert mir heute leider nicht mehr. Vielleicht liegts am Alter. Als Kind ist man schlicht begeisterungsfähiger. Heute will man alles auf 100% spielen, kein Geheimnis oder Achievement verpassen und nur Pokémon mit perfekten IVs züchten. Das Ganze am besten noch möglich rasch, da man noch 26 andere Games durchzocken sollte, um mitzuhalten, bis in einer Woche das nächste erscheint. Schade…
Ja, ich denke auch, dass Melee hat immer noch eine groessere Szene Brawl hat. Ich bin auch sehr gespannt auf den Nachfolger, der fuer WiiU und 3DS; evtl traue ich mich dann auch sogar ans Online Play dran.
Ansonsten hast du leider recht, was Spiele angeht. Ich glaube es haengt aber auch ein bisschen damit zusammen, dass die Auswahl mittlerweile viel zu gross ist und man dank Steam, Humble Bundles, etc einfach viel zu schnell viel zu viele Spiele hat.
Die Professionalisierung von Spielen ist ein interessantes Thema, ich glaube das nehme ich direkt mal in meine Ideen fuer neue Blogposts auf, danke ;D