In Zeiten von Facebook, Instagram, Tumblr und Twitter gibt es fuer Filmfans eine unersaettliche Faktenflut zu all den Filmen und Serien die sie so sehr lieben. Doch wehe dem, der die aktuellste Folge seiner Lieblingsshow noch nicht gesehen hat und dann trotzdem noch das Internet benutzt.
Ein Spoiler (engl. to spoil, „verderben“) ist eine Information, die wesentliche Handlungselemente eines belletristischen Werks, eines Films, eines Videospiels, eines Hörbuchs, eines Sportereignisses oder Folgen einer Fernsehserie zusammenfasst und dadurch dazu geeignet ist, den Genuss am vollständigen Werk zu verderben.
Ihr wurdet gewarnt!
Mir ist es kuerzlich beim Midseasonfinale von The Walking Dead passiert, dass ich von der offiziellen(!) Facebookfanpage gespoilert wurde. Man hielt es dort naemlich fuer besonders clever, bereits wenigen Minuten nach Ausstrahlung an der amerikanischen Ostkueste schon ueber das Ende der Episode diskutieren zu lassen und ein entsprechend kontroverses Foto zu posten. Das Problem dabei war, dass die Folge noch nicht einmal an der Amerikanischen Westkueste geschweige denn im Rest der Welt gesendet wurde und so nun Millionen(!) von Leuten die komplette Episode verdorben wurde. Na Herzlichen Glueckwunsch!
Es gibt aber auch Spoiler, die dank ihres Alters mittlerweile zum Teil der Popkultur wurden und allgemein hin als bekannt gelten. So wird niemand (nicht mal ich, in einem Posting ueber Spoiler) Spoilertags verwenden, wenn er davon erzaehlt, welche Beziehung Darth Vader zu Luke Skywalker hat, oder, was fuer Probleme Bruce Willis in The Sixth Sense hat. Genau wie es jedem ueber 20 bekannt sein duerfte, wie Romeo und Julia oder Titanic enden. Immerhin leben wir ja auch in einer Welt, in der man sich T-Shirts kaufen kann, auf denen sich genau diese grossen Twists der Filmgeschichte fein arrangiert die Klinke in die Hand geben. Oder man macht es gleich so wie beim ersten Planet der Affen, dessen eigentlich toller Twist bereits auf dem Cover verraten wird:
Entgegen jeder Vernunft gibt es auch die Meinung, dass Spoiler einen Film (entgegen der Bedeutung des Wortes) gar nicht verderben, sondern ganz im Gegenteil sogar noch aufwerten, da man sich dann viel mehr auf Details usw. konzentrieren kann. Einen Artikel dazu gab es mal bei Nerdcore. Grundsaetzlich hat der Mann auch recht, wenn er sagt, dass er viel besser auf das Drumherum achten kann, wenn er den Ausgang einer Geschichte schon kennt und ein Film ausser einem Twist/WTF grundsaetzlich noch mehr zu bieten haben sollte. ABER: Wieso um alles in der Welt sollte man denn auf das verzichten, worauf der komplette Aufbau des Films hinzielt, nur um sich ueber Foreshadowing und Details zu freuen, auf die man bei einer Zweitsichtung sowieso achten wuerde?! Ich halte es daher fuer absoluten Quatsch, sich Filme absichtlich zu spoilern und somit unwiederbringlich den WTF-Moment zu vermeiden, dessen Intention und clevere Umsetzung einen Film oft erst zu dem macht was er ist. Womit wir auch schon beim naechsten Punkt waeren:
Spoiler vermeiden
Am einfachsten ist es wohl, wenn man sich bis auf den Titel eines Films einfach alles vom Leibe haelt, was sonst damit zu tun hat. Also keine Trailer gucken, keine Reviews lesen, keine Plakate anschauen und vor allem sollte man den Film um keinen Preis mit Leuten gucken, die ihn wegen des voll krassen Twists am Ende empfehlen. Genau diese sind es dann naemlich auch oft, die subtiles Foreshadowing dazu nutzen ihr Fandom zu beweisen und Dinge wie „Achte darauf, wie er das Auto einparkt, das ist spaeter noch voll wichtig“ sagen. Am Ende kommt dann in der Regel noch ein „Geil oder? Genau so wie ich gesagt habe!“ und statt einen tollen Twist zu erleben, wusste man bereits seit der Einparkszene, wer der Moerder war. Aus Hoeflichkeit bedankt man sich dann natuerlich trotzdem und tut so, als haette man den Film ueber geraetselt, wie es nur ausgehen koennte.
Mindestens genauso schlimm ist es, wenn Leute von einem spoilerbaren Film erzaehlen, der so aehnlich wie [Filmtitel] ist. Denn entweder hat man [Filmtitel] gesehen, und der empfohlene Film ist so gut wie verraten, oder hat man [Filmtitel] eben nicht gesehen, wird sich dann aber wahrscheinlich beim Schauen von [Filmtitel] schon Gedanken machen, was denn der Twist sein koennte. Ein Teufelskreis.
Die Vorwegnahme eines Twists ist in meinen Augen eine Beleidigung der Intelligenz des Zuschauers. Als wuerde man vor dem Endspiel einer Fussball WM-das Torverhaeltnis und den Gewinner herausposaunen. Das Spiel waere vielleicht immer noch technisch auf hohem Niveau, aber absolut langweilig und am Ende freut man sich auch nicht mehr fuer seine Mannschaft, da man von vornherein wusste, dass sie gewinnen wuerden. Und ganz ehrlich, hat sich jemals irgendwer ein Fussballspiel ein zweites mal angesehen, weil es so spannend war? Dache ich mir.
Man kann sich einen Film aber auch ganz alleine kaputt machen: Bevor ich Soylent Green gesehen habe, wollte ich wissen, was denn Soylent ueberhaupt auf Deutsch heisst. Eine Anfrage beim Uebersetzungsdienst dict.cc hat mir dann direkt den Twist des Films gespoilert. Tja. Sehr schade, aber tut dem Film eigentlich nichts ab, denn der ist auch so noch ziemlich gut.
Ebenso geschieht es bei Serien und mehrteiligen Filmreihen sehr schnell, dass Szenen ploetzlich viel weniger spannend sind und vom Cliffhanger zum nicht viel uebrig bleibt, da wir ja bereits vom DVD-Cover der naechsten Staffel wissen, dass der Hauptcharakter dort auch noch mitspielen wird und/oder man sich erst auf der Haelfte der Staffel befindet. Bei Videospielen nennt man diesen Umstand auch gern Disc One Final Boss:
The heroes seemed to have defeated the ultimate villain but then the player realizes that they’re on the first disc of a multi-disc RPG (or the audience realizes that the show is only in midseason). He’s not the final boss; he might look like it, but he’s defeated long before the story ends. They are the driving force in this early part, but they are not the ultimate threat. The real villain, The Man Behind the Man, will show up later.
Als Ausnahme muss ich hier natuerlich Game of Thrones erwaehnen, denn hier kann man sich bei niemandem darauf verlassen, dass er die aktuelle Staffel ueberlebt. Sehr lobenswert ist aber auch die Community rund um die Show, denn irgendwie scheint man es geschafft zu haben, dass Fans ueber Codewoerter wie Red Wedding oder Folge 9 kommunizieren anstatt Der Tod von [Charakter X]. Hut ab!
Soviel dazu.
Wie steht ihr Spoilern gegenueber? Verschanzt ihr euch bis zum Kinobesuch hinterm Mond oder besitzt ihr gar das oben genannte Spoilershirt? Ich bin gespannt!
Meine womöglich früheste Erfahrung mit Spoilern: Als ich klein war, hat mein Vater sich sonntags die Formel 1 aufgenommen, wenn wir z.B. einen Familienausflug gemacht haben. Einmal hatten wir auf der Rückfahrt im Auto das Radio an und der Nachrichtensprecher hat den Sieger schon rausposaunt bevor wir das Radio ausschalten konnten. Ich weiß noch, dass mein Vater so sauer war, dass er zuhause dann nur im Teletext die Ergebnisse angesehen und die Aufnahme gelöscht hat.
Haha, sehr coole Reaktion. Aber genau sowas meinte ich mit meinem Vergleich zur Fussball-WM. Man freut sich ja nicht nur auf das Ergebnis, sondern auch auf den Weg dort hin und die Spannung, die waehrenddessen erzeugt wird. Ohne den passenden Kontext funktioniert sowas einfach nicht.
Mein schlimmster Spoiler war, als ich ein Profil auf facebook durchblätterte und per Zufall auf ein Szenenbild von Walking Dead stiess, das mir den Tod eines Charakters voraussagte. Wer war das wohl, ich kann mich nicht mehr erinnern…..
Ich hasse Spoiler wirklich! Wenn mir z.B. ein Game bei der Enthüllung zusagt, dann verschliesse ich bis zum Release Ohren und Augen, wenn weitere Trailer und Texte veröffentlicht werden.
Ups ^^“
Ich weiss, dass es das nicht besser macht, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass es das erste mal war, dass ich nicht einfach das Seasonposter als Vorschau nahm, sondern eine Bild drin haben wollte, bei der man sich direkt an die Szene/Episode erinnert. So im Nachhinein war das ziemlich daemlich, das stimmt schon.
Bei TWD hatte ich neulich ebenfalls einen fetten offiziellen! Spoiler gesehen. Auch wenn ich die Serie derzeit nicht schaue, hab ich mich da schon gefragt, ob das jetzt sein musste.
Bei Game of Thrones finde ich das nicht weiter schlimm. Die Bücher sind teilweise schon seit Jahren auf dem Markt. Da war die Red Wedding genau so ein Spoiler, wie wenn jemand heutzutage in einem Star Wars Marathon in Episode IV aufspringt und ruft: „Er ist sein Vater!“
Du musst aber bedenken, dass nicht alle Fans der Serie auch die Vorlage kennen. Da ist es bei Star Wars schon noch mal etwas anderes, da sind die Filme ja das vorgebende Medium.
In einem Fantasy Lesezirkel waere das aber wohl kein Problem, da gebe ich dir recht.
Wunderbarer Artikel! Die Sache mit dem Auto ist aber auch wichtig! :)
Nein, du hast da schon vollkommen Recht – die Leute, die nur beweisen wollen was für dolle Fans sie doch sind und nur dämliche Hinweise geben, sind wirklich lästig. Am schönsten ist dann noch, wenn sie ganz hibellig neben einem sitzen und von einem die Reaktion des Jahrtausends erwarten. :)
Ich mag es, wie du zwar alles erwähnst, dabei aber eigentlich nichts spoilerst.
„Die Vorwegnahme eines Twists ist in meinen Augen eine Beleidigung der Intelligenz des Zuschauers.“
Das ist so was von richtig! Den Spruch sollte man sich auf ein Shirt drucken lassen!
P.S.: Ich sehe schon, beim Thema Spoiler sind wir Seelenverwandte! :)
Hi Patrick,
sehr interessanter Artikel. Ich stelle fest, wir spielen hier im selben Team.
Ich hasse Spoiler ebenfalls! :-)
Deinem Standpunkt, dass die Idee, Spoiler würden nichts vom Reiz des Films nehmen, „entgegen jeder Vernunft“ ist, kann ich mich zu 100% anschließen.
Es steht ja jedem frei, einen Film ein zweites Mal zu sehen und dann „auf Details“ zu achten. Außerdem kann sich auch jeder die Infos gezielt auf Wikipedia etc holen, wenn er partout mit umfangreichem Wissen die Erstsichtung angehen will. Spoilern wird man aber ja in der Regel unabsichtlich ausgesetzt.
Tatsächlich habe ich es schon einige Male geschafft, bei Filmen, die ich unbedingt sehen will, so gut wie alle Vorabinfos zu vermeiden. Dann schaue ich mir, wenn ich es beruflich nicht muss, nicht mal den Trailer vorher an. Für mich ist das die beste Art, einen Film zum ersten Mal zu sehen.
Ich habe in den vergangenen Tagen die Twitter-Diskussion zu diesem Thema verfolgt und war erstaunt, wie unterschiedlich die Meinungen waren.
Irgendwie hat es mich nicht mehr losgelassen und ich habe heute auch noch einen Blog Post dazu geschrieben: http://www.feierabendgeek.de/filme-und-serien-spoilern/
Natürlich habe ich dich darin auch gerne verlinkt.
Vielleicht magst du ja mal vorbeischauen?
Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
Frank
Ach wie cool, dass mein Artikel dir zum Anstoß gedient hat, auch etwas dazu zu schreiben :)