Ich habe erst relativ spaet von Neil Blomkamps neuem Film erfahren und ich glaube, wenn ich nicht zur internationalen Pressekonferenz eingeladen worden waere dann wuesste ich heute auch nur, dass es der neue Film vom Regisseur von District 9 (und Elysium) ist, der ja jetzt auch fuer den naechsten Alienfilm vepflichtet wurde. Es kam dann aber so, dass ich fuer ein Wochenende nach Berlin fuhr, dort mit ca. 30 anderen Redakteuren aus aller Welt den Schauspielern Sigourney Weaver, Hugh Jackman und Dev Patel sowie dem Regisseur Neil Blomkamp gegenueber sitzen durfte und sie ausfragen konnte. Ich war ab diesem Tag bis zur Decke gehyped und freute mich auf den Film wie schon lange nicht mehr. Wie sich herausstellen sollte, war die Vorfreude eigentlich berechtigt, aber so richtig ueberzeugen konnte mich der Film dann am Ende leider doch nicht. Ganz besonders am Ende nicht mehr.
CHAPPiE Regie: Neil Blomkamp Laufzeit: 120 Minuten Links: OFDb | moviepilot Artwork: [reddit] |
Darsteller Sharlto Copley als Chappie Dev Patel als Deon Wilson Ninja als Ninja Yo-Landi Vi$$er als Yolandi |
. Jose Pablo Cantillo als Amerika Hugh Jackman als Vincent Moore Sigourney Weaver als Michelle Bradley |
Die Story von CHAPPiE dreht sich um den titelgebenden Polizeiroboter Chappie, der nicht nur mit kuenstlicher Intelligenz sondern auch mit einem Bewusstsein und Gewissen ausgestattet wird. Leider geht der Plan seines Erbauers nicht ganz auf, denn Chappie wird kurz nach seiner „Geburt“ von den Gangstern Yolandi, Ninja und Amerika (kein Witz) gekidnapped, die ihn fuer einen Raubueberfall nutzen wollen. Als Boesewicht hat man Hugh Jackman eingespannt, der in Vokuhila und Khaki-Shorts ein Gegenprojekt mit seinem eigenen Roboter leitet und Konzernchefin Michelle Bradley von seinem eigenen Polizeiroboter ueberzeugen will.
Also ich muss sagen, dass mir die Grundidee des Films eigentlich ziemlich gut gefallen hat. Die Idee, einem Roboter nicht nur Intelligenz (aka rationale Entscheidungsfaehigkeit) sondern auch ein Gewissen und Emotionen zu geben fasziniert mich irgendwie und kann durchaus interessant werden. Auch die Frage danach, ob man die Seele auf Nullen und Einsen reduzieren und somit replizieren kann, koennte sicherlich Grundlage fuer diverse tiefgruendige biergeschwaengerte Unterhaltungen sein. Ebenfalls die Frage, wie sehr die Erziehung die geistige Entwicklung eines Wesens beeinflusst, wird hier recht gut beantwortet, da CHAPPiE ja nicht von seinem lieben Erbauer, sondern von einer Gruppe abgefuckter Gangster (v)erzogen wird.
Doch genau da scheitert Blomkamp bei seiner Umsetzung leider auch enorm. Mir kam CHAPPiE die meiste Zeit nicht interessant vor, weil es um einen denkenden Roboter geht, sondern weil ich mir immer wieder die Frage gestellt habe, was wohl in den Koepfen der anderen Charaktere vor sich geht. Es geht viel zu sehr um Die Antwoord, die ihr Ding zwar ganz gut machen und oft auch lustige Situationen erschaffen, der eigentlichen Handlung aber mit ihrem Gehabe viel zu sehr die Show stehlen. Dazu noch die Darbietung von Hugh Jackman, der seinen Charakter zwar ebenfalls mit viel Elan spielt, aber aufgrund seiner Natur (wie gesagt: Vokuhila und Khaki-Shorts. Immer.) leider ueberhaupt nicht ernst zunehmen ist. Sigourney Weaver hat im Uebrigen eine Screentime von gefuehlt fuenf Minuten, daher will ich mir an dieser Stelle kein Urteil bilden.
Ich gebe gerne zu, dass ich in meinem Leben schon viel Schund nicht nur aus Versehen geschaut habe und auch den einen oder anderen Film davon als Guilty Pleasure verbuche. Mit CHAPPiE habe ich dann jetzt wohl einen Kandidaten gefunden, der grundsaetzlich eine sehr vielversprechende Idee hat und trotz ordentlichem Budget als Trash umgesetzt wurde. Das Finale des Films ist so unglaublich uebertrieben, bescheuert, abgedreht und kitschig, dass mir tatsaechlich die Worte fehlen.
Ich bezweifle, dass man die Szenen alle in chonologischer Reihenfolge abgefilmt hat, aber es kam mir zwischenzeitlich ein bisschen so vor als haette man irgendwann in der zweiten Haelfte gemerkt, wie affig das alles ist und den Pakt geschlossen, dem Fass einfach den Boden auszuschlagen.
Ich muss Blomkamp jedoch fairerweise dafuer loben, dass er immerhin selbst das Drehbuch geschrieben hat und CHAPPiE im Gegensatz zu 100% der erfolgreichen Kinofilme der letzten 85 Jahre nicht auf irgendwas basiert, was es in wahrscheinlich besserer Form schon mal gab. Da die Geschichte wie gesagt viel Potenzial hat und unter anderen Umstaenden vielleicht auch wirklich gut geworden waere, gibt’s hier halt auch nochmal Bonuspunkte.
Ich bin mir daher auch nicht sicher ob ich den Film empfehlen wuerde oder lieber zu Real Steel rate, in dem es auch um Roboter und Hugh Jackman geht. Allerdings ohne Vokuhila und auch ohne tiefgruendigen Ansatz.
Ich moechte mich hier auch nochmal ganz offiziell bei meinen Freunden dafuer Entschuldigen, sie mit ins Kino gelockt zu haben. Ich wusste ja nicht, wo ich da reinziehe ;_;
Hm, schade. Der hat mich eigentlich interessiert und den Trailer fand ich auch vielversprechend … Lieber mal auf DVD oder Stream warten?
Also wie gesagt, die Grundidee ist ziemlich cool, aber ab der zweiten Haelfte ca. hapert es total an der Umsetzung. Ich habe mich die meiste Zeit nur noch darueber amuesiert, wie albern und uebertrieben das alles war.. :/