Bloggerkollegin Guddy aka Zeitzeugin hat mich eingeladen einen Artikel fuer ihr Projekt ihre Artikelsammlung zum Thema Gaming zu schreiben. Nach kurzem Ueberlegen entschied ich mich dazu, ihrer Anfrage nachzugehen, schrieb ihr eine nette Antwort zurueck und behielt den Gedanken voller Elan fuer mehrere Wochen im Hinterkopf. Heute, zwei Tage vor Ende der Deadline sitze ich nun vor meinem Laptop und mache mir Gedanken dazu, was fuer eine Rolle Gaming in meinem Leben spielt. Spielt, hahaha.
Angefangen hat es vor ueber 20 Jahren im obersten Stock eines Reihenhauses der Detmolder Innenstadt. Dort haben frueher meine Grosseltern gewohnt und durften unter der Woche oefters auf den kleinen moep0r aufpassen. Dies war auch der Ort, an dem ich das erste mal mit Videospielen in Beruehrung kam. Ich hatte da vor knapp 3 Jahren schon mal drueber geschrieben und zitiere mich daher an dieser der Bequemlichkeit halber einfach kurz selbst:
Meine erste Erinnerung in Verbindung mit Videospielen ist bei meiner Oma. Die hatte naemlich damals fuer uns Enkel einen NES gekauft und so verbrachte ich an kindergartenfreien Tagen meine Zeit mit Spielen wie Super Mario 1-3, Kickle Cubicle, A Boy and his Blob (was ich
damalsbis heute nicht verstanden habe), The Legend of Zelda, natuerlich Tetris und dem einzigen Fussballspiel an dem ich laenger als 2 Minuten Spass habe: Nintendo World Cup.
Auch im Alter von 4 Jahren konnte ich selbstverstaendlich schon englische Texte lesen und komplexe Zusammenhaenge verstehen, aber dennoch muss ich sagen, dass ich Spiele bis heute in der Regel tatsaechlich am liebsten des Spielens wegen spiele. Also dem Part, wo man eine Figur steuert und Dinge tut. Ich habe einfach einen riesen Spass daran, Spielmechaniken zu erkennen und zu meistern. Bestes Beispiel duerfte da in meinem Fall wohl Tetris sein, in dessen 3DS-Ableger ich zwischenzeitlich Nummer 2 auf der Weltrangliste der besten ausdauernsten Tetris:Axis-Spieler belegte und mir auf der Wii immerhin die #1 Europas geschnappt habe. So gern mag ich das Spiel naemlich.
Und weil ich Spielmechaniken so interessant finde, sind Grafik, Sound, Story (und der ganze andere Kram, den man so gerne in Tests bewertet) fuer mich auch eigentlich eher zweitrangig. Wenn ein Spiel ein schlechtes Gameplay hat und ich auch beim vierzehnten Versuch die Leiter nicht hochklettern kann, weil die Kamera sich nicht drehen laesst, dann entscheide ich mich auch gern mal aktiv dazu, ein Spiel nicht weiter zu spielen. Anderen Leuten dabei zuzuschauen ist eine andere Sache, denn Grafik, Sound, Story (und der ganze andere Kram, den man so gerne in Tests bewertet) funktionieren in der Regel auch passiv, also wenn man gar nicht selbst spielt und die Huerde der Steuerung von jemandem bezwungen wird, der etwas geschickter frustrationstoleranter ist als man selbst.
Ironischerweise bin ich aber auch gleichzeitig riesen Fan von bockschweren Games wie Super Meat Boy und der Contra-Reihe. Der Unterschied ist hier jedoch, dass diese Spiele von vornherein so konzipiert wurden, dass man sie nicht bei ersten Versuch schafft und entprechende Mechanismen eingebaut wurden, um die Frustration in Grenzen zu halten, weil man beispielsweise nach einem Bildschirmtod mehr oder weniger sofort weiterspielen kann, ohne aus dem Flow gerissen zu werden weil man sich erst eine 8-sekuendige Sterbeanimation und einen Continue?-Screen ansehen muss bevor man wieder am letzten Checkpoint startet. Fuer mich ist es sehr wichtig zu unterscheiden ob ein Spiel frustrierend ist, weil es einfach nur bockschwer ist oder ob es frustrierend ist, weil die Entwickler verpennt haben vor den Bosskampf noch einen Checkpoint einzubauen und man vor dem naechsten Versuch nochmal den kompletten Level spielen muss. Vielleicht kommen Let’s Plays deshalb auch so gut an, die Jugend von heute ist ja nix mehr gewoehnt!
Aufgrund toller Spielmechaniken habe ich in den letzten Monaten auch wieder zu den klassischen Brettspielen zurueck gefunden. Denn wo Videospiele in letzter Zeit immer mehr versuchen, mir zu erklaeren, warum ich denn mit Mario das Ende des Levels erreichen muss, kommen Brettspiele oft noch ohne epische Geschichte aus: Sammle die meisten Siegpunkte und gewinne damit das Spiel. Und solange das gut funktioniert und Spass macht, ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal ob meine Figur ein Cowboy ist der einen Zug ausraubt oder ein Ritter der gegen Orcs in die Schlacht zieht. Natuerlich sind die meisten Brettspiele fuer mehrere Spieler ausgelegt, sodass man sie eigentlich nicht mit Spielen vergleichen sollte, die man sonst alleine spielt. Der Multiplayermodus der meisten Spiele trumpft ja ebenfalls durch ausgebuffte Spielmodi und die Interaktion mit anderen Spielern auf. Oder kann sich etwa irgendjemand an die Kampagne vom letzten Battlefield erinnern?
Ich will aber storylastige Spiele hier keineswegs verteufeln, selbstverstaendlich haben auch diese ihre Daseinsberechtigung und ich habe da auch meinen Spass dran. Langzeitspass bzw. Wiederspielwert bieten solche Spiele fuer mich aber dennoch eher selten, denn wenn man mit der Story durch ist, dann ist man halt durch und man sucht sich das naechste Spiel.
Im Endeffekt muss das aber jeder fuer sich selber wissen, was ihm an einem Spiel wichtig ist und warum er es spielt. Titel wie beispielsweise The Stanley Parable oder Gone Home wuerde ich zum Beispiel gar nicht als Spiel bezeichnen, da gibt es praktisch ueberhaupt kein Gameplay. Man triggert eigentlich nur ein Event nach dem anderen und irgendwann laufen die Credits. Als Spiel somit meiner Meinung nach keine guten Beispiele, als Erfahrung oder Experiment jedoch absolut grossartig und ich bin sehr froh die beiden Titel erlebt zu haben.
Da das Medium Games aber auch nach 30 Jahren immer noch in Kinderschuhen steckt und sich stetig weiterentwickelt, freue ich mich definitiv auf das, was da noch kommt und ich eines Tages mit meinen Kindern spielen werde. Oder sollte ich lieber sagen erleben?
Die anderen Texte der Sammlung findet ihr bei Guddy im Blog unter https://zeitzeugin.net/2015/09/wir-spielen-eine-essaysammlung/
Interessanter Artikel! Ich denke da relativ ähnlich. Wenn ich nach spätestens zwei Stunden nicht Spass am Spielen habe, dann wird das Game aus der Sammlung verbannt. Ich bin allerdings nicht ganz so Gameplay-fokussiert.