Es gibt immer wieder Filme, auf die man leider erst relativ spät aufmerksam wird und sie dann im Kino verpasst. Das ist mir neulich ja schon bei Trumbo fast passiert und auch Room hätte ich mir wohl nicht angesehen, wenn Brie Larson nicht den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle bekommen hätte.
Ich hatte jedoch das Glück, dass der Film bei uns sogar als OmU gezeigt wurde und so konnte ich mir das Drama nicht nur auf großer Leinwand sondern sogar auf Englisch angucken. Artsy-fartsy to the max und so. Wer es noch nicht mitbekommen hat, in Room geht es um Joy und ihren Sohn, die seit Jahren in einem Raum gefangen gehalten werden und ein Leben außerhalb dieser vier Wände nicht (mehr) kennen.
Das ist jedenfalls das, wovon ich ausging als ich ins Kino marschierte. Denn eigentlich verbringen die beiden nicht mal die Hälfte des Films in besagtem Raum und Room dreht sich viel mehr um die Resozialisierung der beiden und was mit einem passiert, wenn man so lang in Isolation lebt. Man könnte meinen der Trailer gibt hier auch schon zu viel preis, aber wenn man eben bedenkt, dass es gar nicht darum geht, ob bzw wie sie entkommen, sondern was danach geschieht dann verrät der Trailer nämlich herzlich wenig. Und selbst wenn man als Zuschauer bereits ungefähr weiß, was storymäßig auf einen zukommt, wirkt der Film dennoch wie ein Schlag in die Magengrube nach einer doppelten Portion Gyros.
Es gibt Filme, da fühlt man sich danach einfach schlecht und fragt sich warum man sich sowas antut. Und es gibt Filme, da fühlt man sich danach einfach schlecht und fragt sich warum einem dieser Film trotzdem so gefallen hat. Mich hat Room nicht bloß wegen der spannenden Geschichte überzeugt, sondern vor allem auch wie diese erzählt wird: Die meisten Szenen im Raum wirkten sehr eng und beklemmend, selbst dann wenn wir sie aus der Sicht des kleinen Jacks erlebten, für den der Raum ja die große, weite Welt darstellt.
Aber auch außerhalb des Raums hat man als Zuschauer nicht das Gefühl zu beobachten sondern eher mittendrin teilzunehmen. So wird beispielsweise die Flut an optischen und akkustischen Reize direkt transportiert und nicht nur dadurch gekennzeichnet, dass die beiden mit Sonnenbrille rumlaufen.
Letzendlich ist Room einfach ein Film der den Zuschauer mitnimmt. Sowohl im Sinne einer Reise, die die beiden von Ort zu Ort führt als auch emotional. Wer Filme nicht nur als Unterhaltung und zum Abschalten nach einem anstrengenden Tag guckt, sondern auch gern mal eine nicht ganz so fröhliche Geschichte erleben will, dem sei Room empfohlen. Für alle anderen läuft sicherlich irgendwo bald auch Eddie the Eagle.
Im Original sind Filme beinahe immer besser. Ich hätte Room auch gerne auf Englisch gesehen. Mir hat der Film auch sehr gut gefallen und mich auch danach echt zum nachdenken gebracht. Schöne Rezension!
Jo, ich bin auch froh den ich mitgenommen zu haben. Aber das koennte sogar einer der wenigen Filme sein, die auf dem heimischen Fernseher besser funktionieren. Weil beklemmende Enge und so.