Nachdem wir im Sommer bei einem Filmmusikkonzert waren, schenkte mir meine Herzdame zum Geburtstag Karten für die Bielefelder Philharmonie. Doch es sollte kein gewöhnliches Konzert werden, denn die Musik galt als Begleitung des Stummfilms Die Büchse der Pandora von niemand geringerem als Regielegende G.W. Pabst!
Obwohl wir erst relativ kurz vor Beginn der Vorstellung in der Konzerthalle aufkreuzten bekamen wir noch ganz gute Plätze und mussten dementsprechend auch nicht lang warten bis es los ging. Da es sich bei der Büchse der Pandora um einen Stummfilm handelt, konnte ich anfangs noch leicht auf die Handlung des Films sowie die Einbindung und vor allen Dingen der Entstehung der Musik folgen.
Mir fiel dann aber bereits nach dem ersten Akt (von acht!) auf, dass die Illusion eigentlich schon zu perfekt ist. Irgendwann verlor ich mich so sehr in der Welt die Pabst auf der Leinwand geschaffen hat, dass ich völlig vergessen konnte, dass die Musik des Films gerade live vor meinen Augen gespielt wird. Auf der einen Seite faszinierend, auf der anderen aber auch irgendwie ernüchternd. Es war einfach nicht mehr das Gefühl einem Konzert beizuwohnen, es war das Gefühl im Kino zu sitzen.
Ich bin mir auch ehrlich gesagt immer noch nicht sicher ob ich das nun gut oder schlecht finden soll. Es ist natürlich toll wenn die Musik so gut gespielt wird als käme sie vom Band, aber wenn man dadurch vergisst, dass sie live ist, will man ja doch irgendwie ein anderes Klangerlebnis. Ein Teufelskreis!
Der Abend war auf jeden Fall ein Erlebnis, das ich nicht missen wollen würde und daher kann ich nur empfehlen jegliche Chance zu nutzen, Kino mit Orchester zu schauen. Selbst wenn die Musik so perfekt gespielt wird, dass man das Orchester als solches gar nicht mehr wahrnimmt ist das Filmerlebnis doch unvergesslich und auf seine ganz eigene Art besonders.
Zum Film selbst muss ich leider sagen, dass er mich nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte. Ich habe grundsätzlich weder etwas gegen schwarz/weiß- noch gegen Stummfilme. Aber Die Büchse der Pandora ist mir mit seinen 8 Akten über zwei Stunden insgesamt schlicht zu lang.
Die Protagonistin Lulu verdreht den Menschen den Kopf und stürzt dabei von einem Unheil ins nächste. Zwischendurch gibt es hin und wieder auch humoristische Passagen aber der Grundton des Films wird von Akt zu Akt immer düsterer und nimmt mit der Ermordung Lulus durch Jack the Ripper auch kein fröhliches Ende.
Hattet ihr schon mal die Chance, Filme mit Begleitorchester zu sehen? Oder schreckt euch die Auswahl der Filme da zu sehr ab, da ja in der Regel eher URALTE Filme bespielt werden?
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