Da ich großer Fan von Gadgets bin, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch ich mir eine Smartwatch kaufen würde. Da ich aber auch großer Fan von kleinen Preisen bin, gab es auf diese eigentlich recht simple Frage der Zeit sehr lange keine Antwort. Ich hatte lange mit einer Moto 360 geliebäugelt und auch die Applewatch schien mir immer attraktiver zu werden. Nicht zuletzt, weil Jogging ein immer größeres Hobby von mir geworden ist und ich dank GPS auch dort ein solches Gadget gut gebrauchen könnte. Leider müssen die “richtigen” Smartwatches ähnlich wie Smartphones mehrfach pro Woche geladen werden. Für mich ein absolutes no-go, denn ich will auf keinen Fall noch ein zweites Gerät, das ich abends auf den Nachttisch legen muss.
Wozu braucht man denn überhaupt so ein Ding?
Ich bin seit einiger Zeit Fan von Google Fit und insbesondere von dessen täglichen Fitnesszielen. Bei mir sind das eine Stunde Bewegung am Tag (schaffe ich werktags dank Pendelstrecke eigentlich immer) und 8000 Schritte, was durchaus nicht wenig ist. Leider bin ich auch Fan davon, mein Handy nicht in der Hosentasche zu behalten, sondern es auf den Schreibtisch zu legen. So ergibt sich dann das Problem, dass die etlichen(!) Schritte auf dem Weg zur Kaffeemaschine, zum Lokus usw. alle nicht in die Statistik aufgenommen werden und Fit mich für (noch) fauler hält als ich es eigentlich bin.
Für einige Zeit hatte ich dann ein Jawbone Up Move, das ich für kleines Geld bekommen konnte. So ganz das Wahre war das aber auch nicht, da es nur Schritte zählen kann und ich zu oft vergessen habe, es mir an die Hose zu klemmen. Eigentlich mehr durch Zufall als durch alles andere bin ich dann auf das Mi Band 2 aus dem Hause Xiaomi gestoßen. Die gute Auricularis schwärmte beim Bielefelder Bloggerstammtisch davon und als sie meinte, das Teil sei für irgendwas um die 30 Öcken zu haben, hab ich nicht lang gezögert.
Ich habe das Mi Band 2 ein paar Monate genutzt und war auch sehr zufrieden damit. Die Tatsache, einen Schrittzähler am Handgelenk zu tragen, der auch die Uhrzeit anzeigen kann und mich durch Vibration über neue Benachrichtigungen auf dem Handy informiert, ist schon nett. Der Akku hat bei mir zwischen 1 und 2 Wochen gehalten und kann über ein mitgeliefertes USB-Kabel innerhalb weniger Stunden wieder aufgeladen werden. Zudem funktioniert das Teil auch noch als lautloser Wecker, was für mich ein dickes Plus ist, da meine bessere Hälfte nicht mit mir um 5 aufsteht und dann einfach weiterschlafen kann, bis ihr eigener Wecker klingelt.
Das Amazfit Bip aka Miband 3
Vor Kurzem habe ich dann ebenfalls recht zufällig vom Amazfit Bip erfahren. Es wurde bei The Verge als 100$-Apple-Watch-Klon mit 45 Tagen Akku gehandelt. Das Gerät kam auch bei reddit ganz gut weg und nachdem ich erfuhr, dass es sich um eine Tochter von Xiaomi handelt, hat es nicht mehr lang gedauert, bis ich Besitzer eines Bips war.
Die Einrichtung
Dank mitgelieferter Kurzanleitung konnte ich die Uhr problemlos von Chinesisch auf Englisch umstellen (Vor dem Verbinden das Handy auf Englisch stellen) und mehr oder weniger direkt loslegen. Das Bip brauchte nach dem Verbinden etwa 10 Minuten bis Firmware und GPS aktualisiert waren, danach lief es aber ziemlich rund.
Beide Uhren nutzen die selbe Mi-Fit-App, und für beide gibt es eine Tools-App, dessen Einstellungen beim Wechsel sogar migriert werden können! Es ist also im Falle eines Upgrades vom Mi Band 2 nicht nötig, sein Notificationprofile und -filter nochmal neu zu erstellen. Ich finde das sehr, sehr lobenswert, denn ich will auf der Uhr eigentlich nur über Dinge benachrichtigt werden, die “zeitkritisch” sind, da ich darauf reagieren könnte/sollte/müsste. Beispielsweise über Antworten auf meine Tweets, nicht jedoch über Likes. Außerdem finde ich es super praktisch, Vibrationsprofile anlegen zu können, sodass ich schon vor dem Lesen weiß, ob eine Nachricht von meiner Besseren Hälfte stammt oder aus einem Discord-Chat.
An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass ich nach etwa einer Woche von Tools zu Amazfit Notify & Fitness gewechselt habe. Dort gibt es nämlich die Möglichkeit, Läufe direkt zu Strava (und von da aus via SyncMyTracks oder tapiriik.com automatisiert zu meinem geliebten Endomondo) zu exportieren. Nun kann ich wirklich meine Uhr zum Tracken meiner Läufe nutzen und schone damit den Akku vom Handy, da es nicht dauerhaft GPS nutzt. Außerdem ist es erstaunlich viel angenehmer, das Tempo, die Distanz und so weiter direkt am Handgelenk ablesen zu können und nicht an die Durchsagen einer App gebunden zu sein. Aber das ist vermutlich Geschmackssache und ich finde es aktuell noch so super toll, weil es neu ist. Die Synchronisation der Schritte zu Google Fit funktioniert ebenfalls problemlos.
Das Display
Okay, ich kann zum Display ansich eigentlich gar nichts sagen, denn über Auflösung, Schwarzwerte usw. weiß ich gar nichts. Viel mehr will ich hier auf die Funktionalität eingehen: Es handelt sich nämlich um ein always-on-Farbdisplay. Zunächst kann man die Anzeige der Uhr praktisch immer lesen, da ähnlich wie bei den klassischen Digitaluhren immer etwas im Display angezeigt wird. Bewegt man den Arm dann in die typische Auf-die-Uhr-guck-Position, wird für einige Sekunden die Hintergrundbeleuchtung angeschaltet.
Die Displayhelligkeit lässt sich auf 5 Stufen einstellen, wovon ich allerdings die niedrigste gewählt habe. Das Display kann ich tagsüber auch im Sonnenlicht ohne Beleuchtung gut lesen und in der Nacht habe ich es dann lieber so dunkel wie möglich. Anfangs fand ich es noch etwas ungewohnt, das Display immer erst durch Drücken des Knopfes an der Seite zu entsperren. Moderne Geräte erziehen uns ja momentan eher dazu, auf das Glas zu patschen. Nachdem ich über die Damit-rumspielen,-weil-neu-Phase hinweg war, machte es mehr und mehr Sinn, das Display erst dann zu aktivieren, wenn man wirklich damit interagieren will. Denn das ist gar nicht so oft, wie ich vermutet hätte.
Dank wechselbarer Watchfaces habe ich nun nämlich all die Infos auf der “Startseite” der Uhr, die ich gern hätte und muss gar nicht mehr mehrere Bildschirme durch scrollen um meine Schritte und die Temperatur zu sehen. Ich habe mich für eine Variante mit den folgenden Daten entschieden: Uhrzeit, Schrittzähler, das Datum und die aktuellen Wetterdaten. Für alles andere kann ich dann ja trotzdem noch ins Menü oder die App und nachschauen.
Wem die 10(?) mitgelieferten Faces nicht gefallen, der kann sich auch auf amazfitwatchfaces.com auch einfach beliebige andere auswählen und installieren. Hierzu ist zwar aktuell noch etwas Trickserei im Dateisystem von Nöten, aber mit Tools wie dem ES File Explorer ist das gar kein Problem. Es gibt auch ein Tool, mit dem man sich sein eigenes Watchface basteln kann, aber dazu hatte ich noch nicht die Muse, eines Tages setze ich mich damit aber sicher auch noch auseinander. Die Idee, im gesperrten und entsperrten Modus unterschiedliche Infos anzuzeigen reizt mich irgendwie, wird von den aktuell verfügbaren Watchfaces aber kaum genutzt.
Die Funktionen
Ich habe die (mir) wichtigsten Infos wie gesagt direkt auf dem Startbildschirm, aber manchmal will ich dann trotzdem noch mit der Uhr interagieren. Über langes Drücken des (einzigen) Knopfes der Uhr kann ich eine Aktivität starten, was bei mir eben Outdoor Jogging ist, sehr bequem. Kurzes Drücken navigiert im Menü eine Ebene zurück oder deaktiviert den gerade brummenden Vibrationswecker.
Es gibt von Haus aus leider keine Möglichkeit, beispielsweise die Musik am Handy zu steuern. Es besteht die Möglichkeit, den Knopf zu programmieren, aber ich höre Musik ohnehin meist nur, wenn ich unterwegs bin und langärmelige Oberteile wie z.B. eine Jacke trage. Daher müsste ich die Uhr auch erst “freilegen”, bevor ich das Lied wechseln kann, da kann ich auch das Handy aus der Tasche nehmen, sollte ich es nicht sowieso schon in der Hand haben. Die Möglichkeit zu haben, ist aber selbstverständlich nicht verkehrt.
Der Akku
Zur Akkulaufzeit kann ich übrigens auch nur positives sagen. Die vom Hersteller angepriesenen 45 Tage werden es bei mir wohl nicht, aber nach der ersten Woche hatte ich noch immer satte 65% Lebenszeit. Inklusive 2-3 Stunden Joggen mit GPS und der oben bereits genannten Damit-rumspielen,-weil-neu-Phase. Und auch wenn es am Ende “nur” 2-3 Wochen werden, die der Akku hält: Der Ladevorgang dauert knapp 2 Stunden, das geht sogar nebenher im Büro, sodass nachts dann wieder der Schlaf erfasst werden kann. Pro Stunde im “Sportmodus”, also mit dauerhafter Herzfrequenzmessung und GPS-Ortung verbraucht die Uhr etwa 5% Akku. Somit etwa doppelt so viel wie sonst an 1-2 Tagen.
Das Fazit
Abschließend kann ich das Gerät wirklich nur empfehlen. Wenn man sich ein bisschen mit 3rd Party-Apps beschäftigt, kann man hier ein wirklich tolles Wearable für einen wirklich guten Preis bekommen. auch als Upgrade zum Mi Band 2 kann ich das Bip sehr empfehlen.
Es ist dank des Displays genau, was ich von einer Smartwatch erwarte: Wichtige Infos auf einen Blick, Anzeige von Benachrichtigungen, und Zusatzfunktionen wie eine Stoppuhr und ein Wecker und der Laufmodus. All das zusammen mit dem enormen Akku macht das Bip für mich zu meinem aktuellen Lieblingsgadget.
Bestellt habe ich mein Bip übrigens in Deutschland, nämlich bei Joggingband.de. Ich will an dieser Stelle auch darauf hinweisen, wie verdammt schnell der Versand einfach war! Gegen Mittag bestellt und schon am nächsten Morgen lag das Paket bei mir vor der Tür. Ein Traum! Wer etwas weniger Geld, dafür aber etwas mehr Geduld aufbringen mag, kann sich das Stück auch für um die 50€ bei Gearbest bestellen. Das hätte ich wahrscheinlich auch gemacht, aber ich hatte leider das Pech, während des chinesischen Neujahrs von der Uhr zu erfahren und hätte 3 Wochen warten müssen, bis das Objekt der Begierde überhaupt auf seine mehrwöchige Reise geht. der Aufpreis war es mir aber wert.
Wie nutzt ihr eure Wearables, welche sind eure Favoriten und wieso?
One thought on “Ausprobiert: Das Budget-Smartband Amazfit Bip”
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