Vermutlich habt ihr die Mistgabeln schon rausgeholt und die Fackeln bereits angezündet, aber dennoch möchte ich mich kurz erklären: Im GeekFellas-Discord kam neulich eine Unterhaltung bezüglich unserer liebsten Videospielsoundtracks auf. Wir nannten alle fröhlich ein paar Titel, doch dann stellte sich mir die Frage, wieso wir in unseren Köpfen überhaupt zwischen Soundtracks und „normaler Musik“ unterscheiden.
Vermutlich würden nur die Wenigsten als erstes ein eigens für einen Videospiel komponiertes Stück nennen, wenn sie nach ihren Lieblingsliedern gefragt werden. Auch, wenn sie viel spielen. Woran liegt das? Sicher nicht an fehlender Präsenz der Soundtracks in den Köpfen, denn würden sie nach ihren jeweiligen Favoriten gefragt, könnten die Meisten vermutlich direkt eine ganze Reihe an Titeln nennen, die ihnen sehr gut gefallen.
Die einfach Antwort ist für mich, dass Soundtracks nur in seltenen Fällen über Gesang verfügen und somit „nur“ instrumentale Melodien sind. Das kann zwar auch sehr schön sein und den Ohren schmeicheln, aber zu einem Lied oder gar einem Song aka „Sing, aber mit o“ gehört für mich immer auch eine Stimme. (Ja, mir ist bewusst, dass es auch „normale“ Musik ohne Gesang gibt, bitte weiterlesen) Mit dieser einfachen Antwort will ich mich hier aber nicht abgeben, denn aus meinem Wust an Gedanken ergab sich eine noch viel wichtigere Frage:
Ich frage mich nämlich, ob Soundtracks auch so gut ankommen würden, wenn der Kontext zum Videospiel fehlt. Keine Frage, diese Art von Musik hat auch in meinem Herzen einen festen Platz diverse Soundtracks höre ich auch noch Jahre nach dem ich das dazugehörige Spiel beendet habe. So wie viele Andere sicherlich auch. Ich nutze hier „das dazugehörige Spiel“, da ich glaube, dass gerade die enge Bindung zwischen den Erlebnissen im Spiel und der Musik uns diese sehr intensiv mit den dadurch erlebten Emotionen verbindet. So ähnlich wie ein Song im Radio auch die Erinnerungen an ein Konzert der Band ins Gedächtnis rufen kann, oder dieser eine Song uns immer an diese eine Person erinnern wird.
Dennoch gibt es auch „normale“ Musik, die uns auch ohne Kontext gefällt. Einfach so beim ersten Hören. Das könnte bei Soundtrack zwar grundsätzlich auch so sein, nur leider werden die Soundtracks der meisten Spiele – verglichen mit Songs, die im Radio laufen – nur von einem relativ geringen Teil der Bevölkerung überhaupt gehört. Diese Zahl schrumpft noch weiter hinsichtlich der Tatsache, dass gewisse Lieder überhaupt erst in bestimmten Levels oder während Bosskämpfen gespielt werden, die Mancher gar nicht erst erreicht. Und von denen, die ein Lied dann hören, werden es vermutlich auch nicht alle lieben. Was die Erfolgsquote noch weiter senkt.
https://www.youtube.com/watch?v=h-0G_FI61a8
Als nächstes fällt mir noch ein, dass die Musik von Videospielen grundsätzlich gar nicht so einfach außerhalb dieser Spiele zu hören ist. Klar, eine kleine Anfrage an Dr. Youtube lässt mich binnen Sekunden Final Fantasy Xs To Zanarkand hören, und vielleicht entdecke ich durch den schlauen Algorithmus dahinter auch das eine oder andere Stück für mich. Aber unterwegs auf dem Handy oder in der heimischen Spotify-Playlist ist das dann doch wieder eine andere Sache.
Ich würde hier jetzt auch gern eine Lösung für dieses „Problem“ anbieten, aber ich weiß leider auch nicht weiter. Wie sieht es bei euch aus, welche Soundtracks hört ihr gern, und wieso? Und vor allem wann und wie hört ihr diese Soundtracks? Und hört ihr auch Soundtracks von Spielen, die ihr gar nicht gespielt habt?
Für mich ist Spielemusik prinzipiell nur dann interessant, wenn sie sich auch klar von „normaler“ Musik unterscheidet. Dieses von dir verlinkte Stück aus Final Fantasy gibt mehr daher auch rein gar nichts, so etwas könnte auch 1:1 aus einem Film stammen. Ich will Synthesizer-Musik, so wie man das früher gemacht hat, denn diese ist für mich ein typisches Stilmittel von Videospielen. Orchestersoundtracks oder Sammlungen von Popsongs kopieren dagegen einfach das Medium Film. Aus dem gleichen Grund finde ich auch alle Gameplayelemente unspannend, die Spiele „cinematischer“ machen wollen. Dabei ist das gar nicht nötig, das Medium „Videospiel“ hat sich längst seine eigene Identität geschaffen und soll auch zu dieser stehen!
Hey Andy, danke für den Kommentar!
Du hast natürlich recht, was die Art der Musik angeht. Ich finde aber, dass gerade Musik, die sehr „videogamey“ in den Köpfen noch weniger als „Musik“ aufgenommen wird. Für nicht-Spieler ist das oft nur Chiptune-Gedudel. Bei Filmmusik sehe ich es auch sehr ähnlich, aber die habe ich im Text bewusst außen vor gelassen. Bei Filmen wird ja auch extra nochmal zwischen Soundtrack und Score unterschieden, was das angeht. Auch beim Aspekt der „Cinematisierung“ stimme ich dir zu. Spiele sollten sich auf das Konzentrieren was sie sind: Interaktive Erfahrungen, alles andere ist für mich Bonus.