Der letzte Monat war eigentlich schon ziemlich krass. Ich lief jeden Tag mindestens 5 Kilometer oder 30 Minuten und schaffte damit einen neuen Rekordmonat, denn am Ende hatte ich 218 Kilometer hinter mich gebracht. Der #moep0rthon wurde erfolgreich abgeschlossen. Doch was nun? Welche Herausforderung wartet auf jemanden, der jeden Tag läuft? Genau: Alle Läufe der Woche auf einen Tag konzentrieren und einfach mal 6 Stunden am Stück in Bewegung bleiben.
Durch einen glücklichen Zufall Tweet hat mich der @NerdrunnerDE auf den 24-Stunden-Benefizlauf „Mit Else läufts“ in Bünde aufmerksam gemacht. Da ich nicht aus der unmittelbaren Umgebung komme und mit der Bahn anreise, entschied ich mich für die „kleine“ Variante und trug mich für „nur“ 6 Stunden ein.
Bevor ich an den Start gehen konnte, musste ich allerdings erstmal mit der Bahn nach Bünde fahren. Die Verbindung von Bielefeld aus dahin ist ganz okay, ich war um 7.45 am Zielbahnhof angekommen und nach etwa 10 Minuten war ich am Startbereich. Leider waren dort auch alle Anmeldehelfer, sodass ich erst einige Minuten nach 8 Uhr starten konnte. Aber was sind schon ein paar Minuten, wenn ich sechs Stunden unterwegs sein will. Schnell noch meinen Rucksack abgegeben und dann ging es um kurz nach 8 auf die Strecke.
Der Lauf führt in einer Runde von 2,22 Kilometern am Ufer der Else entlang, was bedeutet, dass ich auch alle 2,22 Kilometer an der Verpflegungsstation vorbei gekommen bin. Dort konnte ich mich jederzeit an einer wirklich großen Auswahl von sowohl Getränken als auch Snacks bedienen, sodass ich mich nie wirklich schlapp gefühlt habe.
Das war auch sehr gut so, denn wir waren ja alle für einen guten Zweck unterwegs und da wollen wir ja so fit sein wie irgendwie möglich! Ich bin natürlich nicht die gesamten 6 Stunden am Stück gelaufen, sondern bin auch immer mal wieder eine Runde gegangen, und als meine Eltern mich am Rand der Strecke überraschten, bin ich natürlich auch kurz stehen geblieben und habe mich kurz mit ihnen unterhalten. In Summe waren es mit allen Rede-, Trink-, Ess-, und Pinkelpausen dennoch nur etwa 25 Minuten, in denen ich nicht in Bewegung war.
Darauf bin ich eigentlich noch viel stolzer als auf die Distanz die ich zurück gelegt habe, denn mir ging es trotz der noblen Beweggründe (haha!) gar nicht so sehr um die Anzahl der Runden. Mein Ziel war es, die meiste Zeit zu laufen – Immerhin hatte ich ja für 6 Stunden bezahlt, wieso dann also früher aufhören, oder? Mein längster Lauf war bisher die Strecke, die ich am Geburtstag meines Vaters im April gelaufen war: 35km in etwa 4:10 Stunden.
Ich war mir ziemlich sicher, dass die Dauer mich körperlich nicht überlasten würde, aber wovor ich etwas bammel hatte war, was in meinem Kopf passiert, wenn ich stundenlang die selben 2,22 Kilometer im Kreis laufe. Letztendlich war das aber zum Glück gar kein so großes Problem, denn die ersten 2 Stunden war ich noch gut mit Podcasts beschäftigt und durch die durchwachsene (aber weitestgehend trockene!) Wetterlage war der Rundkurs doch irgendwie abwechslungsreicher als ich es mir vorgestellt hatte.
Gegen 10 Uhr kam dann auch der Nerdrunner wieder dazu, der sich von seinem Lauf am Vortag ausgeschlafen hatte und nun erneut auf die Piste ging. Der Herr hat nämlich die 24h gebucht und hatte sich schon am Samstag einen halben Marathon in den Korpus gepresst.
Wir liefen einige Runden gemeinsam, unterhielten uns sehr nett, legten hin und wieder eine Gehrunde ein und feierten dann bei Abschluss meiner 19. Runde nach etwa 4:30 Stunden das Überschreiten der Marathondistanz. Es war irgendwie ein komisches Gefühl, da diese eigentlich magische Grenze dann doch irgendwie sehr plötzlich kam und ich ja auch noch gut 90 Minuten vor mir hatte. Ein überwältigendes Gefühl und Stolz blieben vorerst aus. Meine letzten 3 oder vier Runden war ich dann wieder allein unterwegs und je näher die 14-Uhr-Grenze rückte, desto bewusster wurde mir dann auch endlich, was ich gerade geleistet habe.
Auf Podcasts konnte ich mich nicht mehr konzentrieren, aber mit der passenden Musik im Ohr setzte dann immer wieder Gänsehaut ein, die Freude schnürte mir den Hals zu und schoss mir Tränen in die Augen. Ich war gerade wirklich knapp 6 Stunden dauerhaft in Bewegung und habe in dieser Zeit über 50 Kilometer hinter mich gebracht. Das ist praktisch mein längster bisheriger Lauf und dann noch ein Halbmarathon oben drauf.
Klar, nach 6 Stunden auf Asphalt melden sich die unweigerlich die Gelenke und auch sonst tut irgendwie alles weh. Aber diese Schmerzen werden nach ein paar Tagen (hoffentlich!) wieder weg sein und was dann noch bleibt, ist der Stolz. Und davon trage ich aktuell sehr viel in mir. In Summe konnte ich dank zahlreicher Sponsoren über 500€ erlaufen, was mich fast noch glücklicher macht als die sportliche Leistung selbst. Riesen Dank an dieser Stelle nochmal!
Fun fact am Rande: Da ich wie gesagt etwas zu spät gestartet bin, waren meine 6 Stunden dementsprechend auch erst kurz nach offiziellem Ende durch und so wurden von meinen gelaufenen 54km offiziell nur 51 gewertet.
Weiterer Fun fact am Rande: da der Lauf um 8 Uhr begann, musste ich um kurz nach 7 in Bielefeld am Bahnhof los und weil Sonntags so früh noch keine S-Bahn fährt, bin ich die 5km zum Bahnhof auch schon gelaufen. In Summe waren es an diesem Tag dann also knapp 60 Kilometer für mich. Puh!
Kilometer dieses Jahr: 735 | Kilometer diesen Monat: 58
U-N-F-A-S-S-B-A-R. Wirklich. Größter Respekt für diese Leistung und noch mehr für die Freude, die aus deinen Zeilen quillt. Sehr inspirierend. Toll! <3
Danke, danke, danke! Freue mich noch immer wie blöde und so langsam lassen die Schmerzen in der unteren Körperhälfte auch nach. Bin auch immer noch überrascht, dass ich da so ohne explizites Training einfach durchgehalten habe. Jetzt muss ich mal schauen, was als nächstes ansteht. Ein offizieller Marathon läge nah, aber da muss ich mich erstmal nach einer schönen Wald- und Wiesenstrecke erkundigen, denn auf einen Straßenlauf mit tausenden anderen Läufern habe ich ja eher weniger Lust…