Als ich von The Wolf of Wall Street hoerte, spielte sich in meinem Kopf Folgendes ab: Ein neuer Scorsese laeuft an? Leonardo das Cabrio spielt mit? Die Leute laufen 90% der Zeit mit schmierigen Scheiteln und Krawatte rum? Und die anderen 10% der Zeit mit schmierigen Scheiteln mit nackten Frauen? Drei Stunden lang? Jap, ich bin dann mal im Kino!
The Wolf of Wall Street Regie: Martin Scorsese Laufzeit: 180 Minuten Links: OFDb | moviepilot |
Darsteller Leonardo DiCaprio als Jordan Belfort Jonah Hill als Donnie Azoff Matthew McConaughey als Mark Hanna |
Margot Robbie als Naomi Lapaglia Kyle Chandler als Patrick Denham Jean Dujardin als Jean-Jacques Saurel |
Jordan Belford wollte schon immer sehr reich sein. Und der einzige Ort, der seiner Gier gerecht werden konnte war die Wall Street. In The Wolf of Wall Street begleiten wir ihn dabei wie er vom namenlosen Niemand zu einem der (erfolg)reichsten Aktienbroker der Welt wird. Natuerlich ist da noch nicht Schluss und wir bekommen auch noch serviert, wie er seinen Zenit ueberschreitet und sein Traum langsam wieder zerfaellt.
Puh, drei Stunden lang nicht viel mehr als Krawatten, Drogen, Sex und Geld. Was auf dem Papier vielleicht etwas anstrengend klingt, ist in der Realitaet aber durchaus aushaltbar. Mir wurde aufgrund der abwechlungsreichen Erzaehlweise des Films eigentlich nie langweilig. Insgesamt ist The Wolf of Wall Street fuer mich eine tolle Mischung aus Drama, Komoedie und Biographie. Ja, Biographie. Denn den Herrn Belford gab es wirklich und der Film basiert auf seinem Buch. All dies wurde realisiert mit Hilfe von wundervollen Szenerien, Kostuemen, einer interessanten Geschichte voller Boersen-Kaudawelsch und Geld. Ganz, ganz viel Geld.
Aus dramaturgischer Sicht ist der Film allerdings eigentlich nichts besonderes, denn Scorcese hat im Grunde ‘nur’ den American Dream und den darauf folgenden Absturz verfilmt. Jedoch schafft es The Wolf of Wall Street irgendwie, mich drei Stunden lang bei der Stange zu halten. Da ich aber eben schon den erfrischenden Genremix anschnitt, will ich das hier mal noch etwas ausfuehren:
Der Humor des Films ist stellenweise ziemlich skurril, bestes Beispiel duerften hier wohl Jonah Hill auf der Pool Party und Matthew McConaughy im Restaurant sein. Letztere Situation ist uebrigens gar nicht so weit hergeholt, denn tatsaechlich handelt es sich beim Brustklopfen und Summen um eine Entspannungsuebung McConaughys, die er zwischen den Takes gern macht um runterzukommen. Neben diesen beiden Szenen ist mir auch immer wieder DiCaprios Mimik und Gestik sehr positiv aufgefallen, denn waehrend seines Aufstiegs schneidet er immer wieder absolut grossartige Grimassen, besonders wenn er mit unbedarften Leuten telefoniert und ihnen das Geld aus der Tasche zieht.
Wie auch immer, neben dem Humor punktet der Film bei mir auch immer wieder durch seine Optik. Ich stehe ja absolut auf Filme in denen Alle Maenner in Anzuegen rumlaufen, Scheitel tragen und Whiskey trinken. Zwei dieser drei Kriterien treffen auf Scorseses Film zu und daher kann ich den eigentlich gar nicht schlecht finden. Neben den Kostuemen ist aber wie bereits gesagt auch das gesamte drumherum wirklich bemerkenswert. Wenn auch oft gar nicht echt: Bei The Verge gab es kuerzlich einen Artikel der beschreibt, wie gut die Visual Effects im Film gemacht wurden. Mir persoenlich ist davon so ziemlich gar nichts beim gucken aufgefallen. Bis auf die Szene auf hoher See haette ich ehrlich gesagt nichts davon wirklich als CGI abgestempelt.
Kommen wir nun also zu Thematik #3: Drogen.
Neben dem Rekord fuer die meisten Fucks in einem Film duerfte The Wolf of Wall Street wohl auch noch in der Kategorie Die meisten konsumierten Drogen in einem Film der eigentlich gar nicht von Drogen handelt nominiert werden. Fuer den Fall, dass es diese Auszeichnung denn irgendwo gibt. Was hier alles geschluckt, geraucht, gezogen und getrunken wird, duerfte so ziemlich alles ueberschreiten was ich in den letzten Jahren so gesehen habe. (Ich weiss auch immernoch nicht, ob es eine Hommage an alte Tage und DiCaprios erste filmische Gehversuche (pun totally intended) sein sollte, aber es gibt da eine Szene, die mich ein klitzekleines bisschen an seine Rolle in Gilbert Grape erinnert hat.)
Ausserdem will ich an dieser Stelle auch noch den Soundtrack loben, der mich aehnlich wie der von The Great Gatsby sehr durch sein breites Spektrum an vertretenen Genres ueberrascht hat. Die Tracks kann (und sollte) man sich auch nach dem Film durchaus nochmal anhoeren.
Mal so ganz am Rande bemerkt ist The Wolf of Wall Street uebrigens der erste Film, den Paramount nur noch Digital vertreibt. Ich erwaehne das hier aus zwei Gruenden: Erstens haben wir nur noch Plaetze in der dritten Reihe vor der Leinwand bekommen und ich habe daher zwischenzeitlich tatsaechlich Pixel einzelne erkennen koennen. Zweitens und fuer euch wahrscheinlich 1337mal (un)interessanter: das hier duerfte das erste Review sein, fuer das ich ueberhaupt mal sowas wie Recherche betrieben habe. (Ehrlich gesagt hatte ich nur zufaellig ein paar Artikel im Feedreader, aber was soll’s)
Tja, also wer kein Problem damit hat, Leonardo DiCaprio drei Stunden dabei zuzusehen, wie er mit Geld um sich wirft und Orgien veranstaltet, der ist hier gut beraten. Aber auch allen anderen kann ich den Film aber auch empfehlen, denn The Wolf of Wall Street hat das Potenzial ein Klassiker zu werden und ich hoffe, dass DiCaprio nun endlich auch seinen wohlverdienten Oscar bekommt.
Habe ihn auch vor Kurzem gesehen und irgendwie schwankt meine innerliche Wertung zwischen 6 und 9. Kann mich noch nicht entscheiden. Irgendwie waren mir die drei Stunden Drogenrausch zu viel. Das nutzte sich irgendwann ab.. Andererseits habe ich mich auch gut unterhalten gefühlt… Ich werde den Film mal noch ein paar Tage sacken lassen.
Sehenswert ist er aber allemal!
Ja, ich schaetze auch, dass mich der Film beim zweiten gucken weniger umhauen wird. Nach der Erstsichtung halte ich aber auch eine 9 noch fuer durchaus vertretbar.
War neulich auch endlich im Kino. Mir hat der Film ebenfalls sehr gut gefallen, aber ich stehe auch auf die Mischung Scorsese/DiCaprio. Und mir kam der Film ebenfalls nicht soo lange vor, wie er dann in Wirklichkeit doch ist.
Handwerklich ist das einfach so gut gemacht, dass es einem kaum auffällt, dass man hier eine überlange Neueuflage der Story von Blow, bzw. Scarface guckt.