Ich fing eher zufaellig an, Kafkas ‚Der Process‘ zu lesen, da ich beim Stoebern auf SpiegelOnline das Onlinearchiv ‚Gutenberg DE‚ gefunden habe. Und da mir Kafka der Lieblingsautor meiner menschlichen Bibliothek ist dachte ich mir, dass es nicht schaden koenne dort etwas Eindruck durch Kenne zu schinden :D
Die eigentliche Geschichte ist sehr schnell erklaert: Ein gewisser Herr Josef K. wird am morgen seines 30. Geburtstages von fremden Maennern in seinem Zimmer aufgesucht, fuer schuldig bekannt und von ihnen verhaftet. Anfangs haelt K. es fuer einen Scherz von Kollegen, denn immerhin hat er Geburtstag und . Was folgt ist eine Gerichtsverhandlung im Zuge des Prozesses der ihm gemacht wird. Dem Leser wird es jetzt sicher irgendwo seltsam vorkommen, dass ich ja gar nicht erwaehnt habe, worum es in der ganzen Angelegenheit ueberhaupt geht.
Nunja, ohne grossartig etwas verraten zu wollen, vermerke ich hier nur, dass K. es zum Zeitpunkt seiner Verhaftung auch nicht weiss.
Kafka sollte es also sein. Der Mann, der seinen besten Freund darum bat, all seine Werke ungelesen zu verbrennen und damit der Nachwelt nichts zu hinterlassen als das, was er zu Lebzeiten veroeffentlichte. Doch Max Brod entschied sich anders und gab die Schriften (gluecklicherweise, wie ich bemerken muss) dennoch gegen den Willen des verstorbenen zur Veroeffentlichung frei.
Heute gelten die Schriften Kafkas als Weltliteratur und werden viel zitiert, ausgestellt und wertgeschaetzt. Da ich mir aber eigentlich gar nichts Richtiges unter dem Begriff ‚Weltliteratur‘ vorstellen kann, behandle ich Kafkas ‚Der Process‘ einfach wie jedes andere Buch auch. Die Geschichte ist wie bereits erwaehnt recht simpel, was aber dennoch Spielraum fuer Spannung laesst. Dadurch, dass der Leser trotz drittpersoenlicher Erzaehlweise das Meiste aus der Perspektive des Protagonisten mitbekommt, breitet sich dessen Stimmung, Verwirrung und Verhalten auch auf den Leser aus. Und so bleibt man stets im Verwirrungsspiel Kafkas gefangen und weiss nach dem Lesen eines Kapitels nicht wirklich viel mehr als vorher. Ob das nun positiv oder negativ ist, lasse ich mal im Raum stehen, denn einerseits hat man auf diese Art und Weise stets Elan weiterzulesen, aber auf der anderen Seite hemmt das ewige Tappen im Dunkel das Interesse an der Geschichte. Meiner Meinung nach hat Kafka den Spagat zwischen langweilig und spannend jedoch gut hinbekommen, sodass ich das Buch relativ schnell gelesen habe.
Was mir jedoch einige Schwierigkeiten bereitete sind die unglaublich langen und verschachteteln Satzgebilde, die (typisch fuer Kafka?) immer wieder ihren Weg in den Gesamtfluss finden. Problematisch deswegen, weil es des Oefteren vorkam, dass ich Saetze mehrfach lesen musste um sie zu verstehen und im Kontext einzuordnen (Erlaeuterung des Malers). Allerdings gefallen mir ja persoenlich komplexe Wortgebilde und daher kann ich getrost ueber dieses Stilmittel wegsehen. Zumal die Geschichte dadurch in ihrer Wirrheit gewissermassen noch gestuetzt wird und der scheinbare Makel somit eher positiv gewertet werden sollte.
Ich finde man muss ‚Der Process‘ nicht unbedingt gelesen haben, da fuer mich die Geschichte nicht wirklich besonders ist. Natuerlich kann man sich auch Gedanken machen und etwas hineininterpretieren und einen tieferen Sinn hinterfragen, jedoch funktioniert Kafkas Werk an dieser Stelle auch ohne grossartigen geistigen Aufwand. Laesst man sich auf die Geschichte – und die Tatsache, dass man eben nicht alles hinterfragen und erklaeren kann – ein, so findet man schnell Zugang in die Welt des Protagonisten K. und seiner Probleme.
Ich gebe dem Buch eine Wertung von 8.5/10 Punkten, da mich die Geschichte durchaus gefesselt hat und ich nie das Beduerfnis hatte, das Lesen aufgrund von Langeweile, Nichtgefallen oder Sonstigem zu unterbrechen. Allerdings fehlte mir an der Geschichte das gewisse Etwas, was das Besondere ausmacht. Daher der Abzug.
8.5 von 10 moeglichen Punkten
One thought on “Der Process (1925)”
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