Ich spiele ja selten Sachen auf meinem Laptop die nicht mindestens 5 Jahre aelter sind als meine Hoellenmaschine selbst. Das liegt selbstverstaendlich in erster Linie daran, dass heute nur noch Mist released wird(!!!!), in zweiter Linie aber auch daran, dass mein Laptop ungefaehr die Hardware unter der Haube hat, die Spiele vor 5-10 Jahren wohl als Mindestanforderungen auf ihrer Packung stehen hatten. Damals, als es noch richtige Packungen gab!
Daher liegt es nah, auf der alten Klapperkiste einfach Klassiker nachzuholen, die man sowieso schon lange spielen wollte und die ganzen geilen AAA-Titel erst dann zu spielen, wenn es in ein paar Jahren den naechsten Laptop gibt. Der dann wieder guenstig gekauft wird und die geilen Games von heute abspielen kann.
Dieser Plan klingt in der Theorie eigentlich ganz gut und ich konnte bis jetzt auch gut damit leben, nur ab und an passiert es dann halt auch, dass man ein Spiel wie Psychonauts erst knapp 10 Jahre nach eigentlichem Release spielt. Ich als Fan von Platformern beisse mir gerade ziemlich in den Hintern dafuer, dass ich dieses Spiel so lange ignoriert habe. Und ich haette es wohl noch laenger getan, haetten Rock, Paper Shotgun nicht neulich zufaellig wieder darueber berichtet.
Wie auch immer. Ich habe also am vergangenen Wochenende 15 Stunden vor meinem Notebook verbracht und einen Platformer durchgespielt, der locker mit Mario 64 und Banjo Kazooie mithalten kann. Das Team von Double Fine hat hier so enorm viele grossartige Ideen verbaut, dass ich gar nicht weiss wo ich anfangen soll. Wahrscheinlich macht es aber Sinn, einfach von der Aussenrinde zum Kern zu bohren. So wie bei einer ordentlichen Lobotomie.
Man spielt in Psychonauts einen (frei benennbaren) Jungen, der Razputin heisst und in einem Sommercamp ist um ein titelgebender Psychonaut zu werden. Das Camp dient als Hub der Oberwelt von wo aus man in feinster Platformermanier die einzelnen Levels bereisen kann. Dass sich diese in den Koepfen der anderen Campbewohner befinden ist designtechnisch ein ziemlicher Knaller, weil so jedes Level unterschiedlich gethemed werden kann und das dank der Story sogar einen Grund hat. Man lernt im Verlauf immer mehr seiner psychische Faehigkeiten zu nutzen und kann in den Koepfen der Mitcamper aufraeumen.
Mich hat am meisten ueberrascht, wie grossartig die Story ist, denn von Platformern bin ich in der Regel anderes gewohnt. Natuerlich wurde das zu rettende Maedchen nicht ausgelassen, aber es gibt in Psychonauts viel mehr. Schon fast RPG-typisch wollte ich stets mit allen Charakteren sprechen um moeglichst viel der Lore mitzubekommen. Das spiel ist uebrigens auch nach 10 Jahren immer noch sehr, sehr witzig und konnte mich immer wieder durch die Innovative Umsetzung gewisser Dinge ueberraschen.
Hervorheben will ich hier die Passage mit dem Seemonster, dessen Kampf unter Wasser innerhalb einer flexiblen Luftblase stattfindet. Das Monster saugt und pustet staendig Luft in und aus der Blase und der Spieler muss Gegenstaende in den Sog werfen, damit diese Schaden beim Boss verursachen. Gleichzeitig muss er aber darauf achten, in der Blase zu bleiben, da sich diese durch den Sog verkleinert. Pustet das Monster in die Blase hinein, werden neue Kisten, etc. mitgeschleudert denen Raz zunaechst ausweichen muss, bevor er sie anschliessend wieder in den Sog werfen kann. Die Blase wird hier ausserdem wieder in alle Richtungen groesser, was dafuer sorgt, dass die Tiere, die oberhalb im Wasser schwimmen ploetzlich in der Luft haengen, herabfallen und ebenfalls zu Hindernissen werden. In der zweiten Phase des Kampfes sehen wir Raz aus den Augen des Monsters, wie er sich innerhalb der Blase ueber den Meeresgrund kaempft, waehrend das Monster die Blase vor sich her bewegt. Wunderbar verpacktest Autoscrolling. Und genau diese kleinen Finessen, die im Spiel immer und immer wieder auftauchen, machen Psychonauts in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem.
Neben all dem Lob muss ich aber auch noch ein paar Kleinigkeiten aufzeigen, die mich (wenn auch unwesentlich) gestoert haben. Der Anfang war etwas holprig, sodass ich Psychonauts tatsaechlich beim ersten Spielen vor ein paar Jahren nicht mal bis ins erste Level geschafft habe und auch diesmal waren es knapp 20 Minuten, bis ich im Basic Braining angekommen war. Das haette man meiner Meinung nach kuerzer gestalten muessen, besonders die Moeglichkeit zur Exploration macht ziemlich wenig Sinn, wenn man keine Ahnung hat worum es im Spiel ueberhaupt geht und was man da einsammelt.
In der PC-Version sind saemtliche Prompts ausschliesslich fuer Tastatur-Steuerung angelegt worden, was einem ca. gar nicht weiterhilft, weil mein Gamepad weder eine F- noch eine Leertaste hat. Irgendwann gewoehnt man sich aber daran und weiss, dass [Space] = B und F = Y ist. Mich wundert an der Stelle nur, dass im Settingsmenu noch die Buttons vom Gamepad angezeigt werden.
Ich habe das Spiel uebrigens mehr oder weniger am Stueck durchgespielt, die einzige Unterbrechung war der Ruf der Natur. Durch die abwechslungsreiche Gestaltung der Levels, die liebenswerten Charaktere und die unterhaltsame Rahmenhandlung konnte mich das Spiel tatsaechlich ueber knapp 15 Stunden dauerhaft bei der Stange halten.
Zum Schluss noch ein paar hilfreiche Tipps fuer alle Neueinsteiger (und meinen eigenen naechsten Playthroug) um das Spielerlebnis angenehmer zu machen:
- Die Dowsing Rod funktioniert am besten mit einem vibrationsfaehigem Gamepad
- Der Item Magnet ist super praktisch, damit muss man Arrowheads usw. nicht mehr hinterher laufen.
- Das Spiel neigt auf vielen Rechnern dazu, zwischenzeitlich kurz zu haengen. Das haengt irgendwie mit dem Lese-/Schreibverhalten der Festplatte zusammen, kann aber mit einem kleinen Programm behoben werden: [hier]
Sollte der Titel euer Interesse geweckt haben, dann tut mir (und vor allem euch!) etwas Gutes und kauft das Spiel doch online ueber meinen Amazon-Partnerlink
Bekomme gerade wieder Lust :) Einer meiner Level-Favoriten war das Brettspiel und die Neo-Rodeo-Welt! :D
Das Brettspiel fand ich auch ziemlich grossartig, das Rodeo nur vom Theming her, da hat mich der Bulle irgendiwe mehr genervt als das ich ihn cool fand xD
Sehr cool fand ich auch die Agenten im Milchmann-Level <3
Wenn ich meinen Pile of Shame mal abarbeite, kommt Psychonauts als erstes dran.
Ansonsten besteht der eh nur noch aus Silent Hill 4 ^^
Na, keinerlei ungespielte Steamgames? ^^