Man hat mir Andy Weirs The Martian schon Anfang des Jahres empfohlen und nach kurzer Recherche stellte sich da auch schon heraus, dass der Roman im Oktober in die Kinos kommen sollte. Aber wie das nun mal so ist, hat man ja nie Zeit um Buecher zu lesen, die einem empfohlen werden und so konnte ich meine Reise zum Mars erst in der Woche antreten, in der Matt Damon sich auch schon auf der grossen Leinwand auf den Weg machte. (Ehrlich gesagt hatte ich durch Zufall einfach ein paar Tage Platz zwischen dem Beenden vom dritten Homo Sapiens 404 und dem Erscheinen des vierten, der Kinostart der Verfilmung war gar nicht soooo ausschlaggebend.)
Jedenfalls habe ich mich kurzer Hand dazu entschieden, das Buch als Ebook zu kaufen und direkt loslesen zu koennen. Mal davon abgesehen, dass ich ca. jede freie Minute damit verbracht habe, The Martian auf meinem Handy, Tablet oder Notebook zu lesen, einfach weil ich so Crossplatformsyncdings super cool finde, konnte mich das Buch auch so ganz gut bei der Stange halten.
Fuer alle Unwissenden kurz der Plot: Es geht um den Astronauten Mark Watney, der waehrend eines Sturms auf dem Mars verunglueckt, von seiner Crew fuer tot gehalten wird und sie ohne ihn abreisen. Als Leser begleiten wir Watney beim Kampf ums Ueberleben als einziger Mensch auf dem Planeten. Bequemerweise ist er sowohl Ingenieur als auch Botaniker, aber ueber jemanden ohne entsprechende Faehigkeiten wuerde ja auch niemand ein Buch schreiben wollen, von daher alles gut soweit.
Ganz aehnlich wie in Max Brooks’ World War Z scheint mir die Geschichte sehr realistisch zu sein und sich weitestgehend an echten, physikalischen Begebenheiten zu orientieren. Wie realistisch das alles am Ende wirklich war kann ich natuerlich nicht beurteilen, aber mir schien nichts zu weit her geholt als dass es nicht von der NASA wirklich so erfunden worden sein koennte. Ein bisschen bloed fand ich es lediglich, dass oft auf Mittel zurueckgegriffen wurde, von denen wir im Verlauf vorher noch nie etwas gehoert haben. Als Leser hat man daher keine grosse Chance sich selbst einen Plan zu machen wie man die Probleme loesen wuerde, vor die Watney gestellt wird. Allerdings befindet sich die arme Sau als einziger Mensch auf dem Mars, das allein duerfte schon die Vorstellungskraft der meisten Leute uebersteigen.
Mir persoenlich hat auch sehr gefallen, was das Buch an Productivity-Porn bietet: Gefuehlt kommen in jedem Kapitel irgendwelche Berechnungen vor in denen Watney entweder seine weiteren Ueberlebenschancen ausrechnet oder seine naechsten Tagesablaeufe durchgeht. Gepaart mit Watneys stehts eher humorvollen Stimmung weiss Weir stets auch den Leser bei Laune zu halten, auch wenn es mal brenzlich wird.
Natuerlich gibt es auch Situationen in denen der einzige Mensch auf dem Mars mehr verzweifelt als alles andere ist, aber auch diese (wenn auch eher seltenen) Passagen lesen sich sehr authentisch und verleihen dem insgesamt recht kurzen Roman eine noetige Spannung denn die Geschichte bleibt bis zum Ende unvorhersehbar und spannend.
RETTET MARK WATNEY! BRINGT!! IHN!!! ZURUECK!!!! SPOILER!!!!!
Natuerlich habe ich mir den Kinofilm auch nicht entgehen lassen, denn immerhin lief er bei uns als OV und obendrein noch in 2D, ein Fest fuer Augen und Ohren also. Ich muss sagen, dass mir das Buch den Film ein bisschen madig gemacht hat, weil es einfach SO GUT ist. Der Film ansich ist nicht uebel aber als Romanverfilmung fuer mich leider ziemlich gescheitert.
Watneys Verzweiflung wird viel zu wenig Beachtung geschenkt und auch die ganzen Gedanken die er sich macht um gewisse Huerden zu bezwingen werden ueberhaupt nichtdargestellt. Es scheint als wuesste er immer sofort, was zu tun ist und wie er es am besten anstellt. Ausser, man kann noch schnell einen Witz reinbauen, weil es was schief laeuft und Mark dann verkohlte Haare hat. Viele Szenen aus dem Buch wurden zwar gezeigt, wirkten aber ohne die noetige Hintergrundinfo leider auch oft wieder nur wie lustige Lueckenfueller.
Weiterhin wirkte leider besonders die zweite Haelfte sehr gestaucht. Watney faehrt da 3200km in einem umgebauten Marsrover bei weniger als 50km/h innerhalb 2 Minuten und kommt komplett unversehrt an seinem Ziel an. Kann man eigentlich so hinnehmen wenn man will, aber mein Problem damit ist, dass diese Reise das gesamte Buch ueber mehr oder weniger als unueberwindbare Huerde dargestellt wurde und Watney etliche Vorkehrungen treffen musste. Und selbst dann schafft er es nicht ohne Probleme und braucht einige Kapitel lang um die Lage wieder in den Griff zu kriegen. Im Film wird diese Passage aber einfach untergebuttert und zur kleinen Nebensaechlichkeit degradiert, sodass es schon fast so scheint als haette er von anfang an losfahren koennen, immerhin ist sein Ziel ja nur 2 Minuten entfernt, duh! Nichtsdestotrotz ist DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY! natuerlich wunderschoen anzusehen und definitiv ein Kinoticket wert, denn Matt Damon gibt einen verdammt guten Mark Watney, aber im Vergleich zur Vorlage stinkt der Film einfach ziemlich ab.
So viel dazu. Habt ihr euch dem Hype auch ergeben und Andy Weirs Roman noch schnell durchgeblaettert um (leider ziemlich berechtigt) sagen zu koennen: Das Buch war aber besser!! oder seid ihr ganz unvorbelastet ins Kino und konntet den Film komplett geniessen?
Sollte der Titel euer Interesse geweckt haben, dann tut mir (und vor allem euch!) etwas Gutes und kauft das Buch doch online ueber meinen Amazon-Partnerlink.
Die angesprochenen Mängel merkte man als Zuschauer, der das Buch nicht gelesen hat, auch, finde ich. Man hat geahnt, dass das alles irgendwie zu einfach und zu schnell ging.
Okay, dann bin ich ja beruhigt. Ich denke ich werde den Film nochmal schauen wenn er auf BD rauskommt, mal schauen was ich dann noch davon halte.
Ich wollte mir den Film eigentlich auch ansehen. Konnte meine Verlobte aber nicht dafür begeistern, mit mir den Film zu sehen. Da würde sich ja vielleicht das Buch empfehlen. In meinem gesamten Leben konnte mich aber wirklich nur ein einziges Buch so lange unterhalten, dass ich es zu Ende gelesen habe. Von daher . . . warte ich wohl, bis der Film auf DVD raus kommt.
Gibts nicht bei Amazon und/oder Google so Leseproben? Kannst ja mal reinschauen, der Stil hat mir sehr gefallen und bei nur knapp 300 Seiten schaffst du es vielleicht sogar wirklich ;)