Einer meiner wenigen Pläne für 2016 ist ja, im Schnitt (mindestens) einmal pro Woche ins Kino zu gehen. Letztes Jahr kam ich auf 43 Besuche, daher will ich die 50 dieses Jahr auf jeden Fall knacken. Da ich nach wie vor leider keine Millionen auf dem Konto habe und Kino halt nur ein Hobby ist, geh ich auch gern mal in eine Sneak Preview. Auch, weil wegen mal über den Tellerrand schauen und Überraschung und so.
Letzten Montag war es dann mal wieder so weit:
Natürlich war es dann doch Eddie the Eagle und da ich ja nun mal schon Geld dafür gezahlt hatte, sah ich mir den Film selbstverständlich von vorne bis hinten an. Ganz entgegen meines anfänglichen Bedürfnisses mich so lang zu übergeben bis ich ohnmächtig würde. Meine Freundin war da etwas cleverer und hat einfach den halben Film verpennt. Aber so einfach ziehe ich mich ja nicht aus der Affäre, ich schimpfe mich ja Filmkritiker und da muss man halt manchmal auch was gucken, was eher ungeil ist, sonst vergisst man ja wie geil die anderen Sachen eigentlich sind. (Oder so.)
Aber genug der gemeinen Wörter, ich muss ja leider zugeben, dass ich zum Ende hin trotz der unendlichen Vorhersehbarkeit mitgefiebert habe wie bolle. Der Film schafft es nämlich ganz ähnlich seines titelgebenden Skispringers ganz unten anzufangen und mit der Zeit immer besser zu werden. So ungefähr die erste halbe Stunde war wirklich eine Zumutung, ich habe mich quasi die ganze Zeit fremdgeschämt. Allerdings nicht für den kleinen Eddie, der ja einfach nur seinem Traum hinterher rennt, sondern der gesamten Machart des Films.
Es kam mir vor als hätte man Szene für Szene nach einem „Wie mache ich einen Film“-Buch gedreht, so vorhersehbar und simpel waren die Charaktere und deren Aktionen. Und damit meine ich gar nicht direkt die Vorhersehbarkeit, mit der einer Biographie sowieso immer zu kämpfen hat, nein mir kam das alles vor als wäre der Film für ein Publikum gemacht, das noch nie einen Film gesehen hat. Zum Glück waren keine der „Boah geil!! Ich wusste genau, dass der das am Ende schafft!!!1“-Idioten im Kino, die solche Filme ja immer gern anlocken.
Als Hugh Jackman dann nach besagtem, ersten Drittel endlich auftaucht, gewinnt der Film auch schlagartig an Qualität. Auch wenn sein Charakter nicht unbedingt sympathisch ist und zudem auch nie ein echter Bronson Peary existiert hat, war Jackman mein Highlight des Films. Seine Rolle wächst selten über den trinkenden Griesgram hinaus der mal Profi war. Oh, das klingt bekannt? Könnte wohl daran liegen, dass man sowas schon aus ca 8 Millionen anderen Underdogfilmen kennt.
Ein bisschen witzig ist jedoch, dass seine Rolle fast die gleiche wie in Real Steel ist. Und immerhin hat sie uns den großartig bescheuerten Sprung von der 90-Meter-Rampe beschert, den Peary ganz lässig mit Kippe im Mund bestritten hat. Auf die Rolle von Iris Berben will ich hier gar nicht erst eingehen, da möchte ich nie wieder drüber sprechen müssen.
So, jetzt aber wirklich genug der gemeinen Wörter. Ein paar Dinge hat der Film nämlich wirklich ganz gut gemacht. Zu nächst wäre da das Spiel von Taron Egerton, was zwar teilweise schon etwas ins Overacting abdriftet, den echten Michael Edwards aber ziemlich gut trifft:
Weiterhin ist die Geschichte zwar wie gesagt komplett vorhersehbar, davon abgesehen aber ziemlich solide. Der Charakter und seine Probleme werden gut vorgestellt und ich denke mal als familientauglicher Feelgoodfilm geht Eddie the Eagle gut durch. Mir als Kinosnob war das halt in Summe alles zu abgedroschen aber ich kann schon verstehen, wenn das mancher anders sieht.
Bei der Recherche zu dieser Review bin ich übrigens über den englischen Trailer gestolpert, der einen ganz anderen Eindruck macht als der Deutsche: Einfach eine Underdogstory um einen bemühten Skispringer anstatt einer albernen Olympiakomödie. Ich weiß nicht ob der Originalton den restlichen Film auch erträglicher macht oder ob das nur beim Zusammenschnitt so gut funktioniert, aber ihr könnt mir nach dem Kinostart Ende des Monats dann gern berichten wie ihr den Eddie the Eagle so findet. \o/
Sehr cooles Ziel mit den wöchentlichen Kinobesuchen. Die 50 schaffst du sicher. ^-^
Ich hatte tatsächlich auch noch vor, mir Eddie the Eagle anzusehen. Aber dank deiner Kritik kann ich diese Zeit anscheinend sparen. :D Sehr lustig geschrieben.
Ja, schau den lieber wenn er mal im TV kommt oder sich jemand aus deinem Umfeld die DVD gekauft hat ^^