Computerspiele können ja bekanntlich verschiedenste Emotionen beim Spieler wecken. Wahrscheinlich hat hier auch jeder schon mal einen Controller gegen die Wand geschmissen weil der Endboss unfassbar unschaffbar ist und hat dann ein paar Minuten später einen Freudentanz aufgeführt, weil man es doch irgendwie geschafft hat. Viele werden sich auch schon mal gegruselt haben und manchen wird vielleicht sogar auch mal eine Träne die Backe runter gekullert sein, wenn ein Hauptcharakter den zweiten Akt nicht überlebt hat.
Bei Antichamber wird sich wahrscheinlich niemand gruseln oder weinen, dafür hat das Spiel einfach zu wenig Story. Dafür konnte Antichamber aber etwas, das ich so noch nicht erlebt habe: Ich habe mich beim Spielen teilweise wirklich richtig clever gefühlt.
Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass sich das Spiel quasi komplett um das Lösen von Rätseln dreht und man sich je nach Intelligenz und Selbsteinschätzung irgendwann für schlau halten wird, schon klar (ich Hirn!). Da will ich auch gar nicht widersprechen, denn das eigentlich interessante daran ist, dass man sich zwar für super schlau und k-l-u-k hält, dann aber nach Abschluss eines Rätsels in der Regel freundlich darauf hingewiesen wird, dass man alles ziemlich genau so gemacht hat wie der Entwickler es geplant hat. Und dann kommt man sich schlagartig wieder ziemlich doof vor.
Trotz dieser eigentlich eher demütigenden Tatsache konnte ich nur sehr schwer vom Spiel ablassen und zog dann neulich sogar in Betracht, die Nacht einfach durchzuzocken, weil ich so angefixt war. Anders als die meisten Videospiele die ich in den letzten 28 Jahren so gespielt habe scheint Antichamber nämlich nicht nur auf Konventionen sondern auch auf physikalische Begebenheiten zu scheißen.
Wenn man so will, könnte man Antichamber als Mischung von Monument Valley, The Stanley Parable und Portal beschreiben. Ich hatte immer wieder das Gefühl, mich in einem Gemälde von Escher verlaufen zu haben und nach einem Ausweg zu suchen. Dabei wandere ich von einer Rätselkammer zur nächsten und erfreue mich immer über die vielen verrückten und unmöglichen Einfälle, die Alexander Bruce für sein Spiel hatte.
Im Gegensatz zum Leveldesign hat er sich bei der Optik für einen schlichten und eher ziemlich sterilen Look entschieden, wahrscheinlich einfach weil Ein-Mann-Projekt und so. Das weckt natürlich direkt Erinnerungen an Portal, wurde hier jedoch weiter getrieben, sodass man fast ausschließlich schwarze Konturen auf weißen, texturlosen Wänden sieht. Zwischendurch wird die Umgebung zwar immer wieder als Orientierungshilfe eingefärbt, wodurch Antichamber seinen ganz eigenen Artstyle bekommen hat, den man sofort wieder erkennt.
Als letztes will ich hier noch den Raum erwähnen, der als Menuhub fungiert. Anstatt ein Menü über sein (gar nicht vorhandenes) HUD gelegt zu bekommen wird man per Druck auf [Escape] in eben diesen Raum teleportiert. Dort ist pauschal erstmal nichts außer einer zur Abwechslung mal schwarzen Wand mit weißer Schrift, die das Menü darstellt. Die Wände links und rechts davon füllen sich mit Leben sobald man etwas Fortschritt im Spiel erreicht:
So wird hier nach und nach der bereits erkundete Bereich der Karte angezeigt sowie die eingesammelten Schrifttafeln (die eingangs erwähnten, teils fast spöttischen Hinweise auf die Lösung der Rätsel). An der Wand gegenüber des Hauptmenüs befindet sich eine Scheibe hinter der eine Tür ist, die mit EXIT beschriftet ist. Womit dann auch eigentlich schon Story schon erklärt wäre.
Antichamber ist halt kein was, sondern ein wie.
Witzig, gerade gestern wieder daran gedacht. Vor Ewigkeiten angefangen und nie zu Ende gebracht, aber definitiv noch auf der Must-Liste. Hast du’s durchgespielt?
NVM, gerade erst den Titel deines Artikels wahrgenommen XD
Jau, aber auch erst beim dritten Anlauf. Hatte vorher immer mal so 1-2 Stunden gespielt und dann wieder fuer laengere Zeit aufgegeben. Danach ist man natuerlich wieder komplett raus, aber wenn man sich wirklich mal ein paar Abende in Folge dran setzt, geht es eigentlich ganz gut.
Und das Ende ist ziemlich cool ;)
Vor langer, langer Zeit mal angefangen und direkt am Anfang überhaupt nicht verstanden, was das Spiel denn eigentlich von mir will (zu dumm?). Aber zumindest macht mir dieser Artikel Mut, dass ich es auch schaffen kann, wenn sogar DU es geschafft hast.
Spaß beiseite: bin zur Zeit nebenbei noch hin und wieder am Portal 2 Solo-spielen, denke dieses gute Ding kann ich danach mal in Angriff nehmen.
Ja, eben drum. Sogar ich hab es gepackt. Ganz alleine! Aber Portal 2 ist auch eine gute Vorbereitung denke ich :D
Von Antichamber habe ich viel gelesen. Jedoch der immer wieder erwähnte Bezug zu The Stanley Parabel hat mich immer davon abgehalten das Spiel anzuzocken.
Vielleicht an einem langen Winterabend wird es mich packen. Denn Portal und Monument Valley haben mir viel Spaß gemacht. Und die Optik erinnert mich an The unfinished Swan. Das hat mir auch sehr gut gefallen.