Ich wollte ja eigentlich schon meine letzten Urlaube alle irgendwie hier im Blog festhalten, bin aber jedes mal wieder drum herum gekommen. Mit dem Vorsatz, es diesmal wirklich durchzuziehen habe ich mir diesmal bereits während der Reise ein paar Gedanken gemacht und will euch (und meinem Zukunfts-Ich, dessen Gedächtnis ich hier mit auffrischen will) nun kurz berichten, was es in Haarlem (wenige Kilometer von Amsterdam und die fünft größte Stadt Hollands) so zu entdecken gibt.
Unterkunft und Anreise
Fangen wir mit dem wohl wichtigstem Teil und der eigentlichen Reise an: Diese bestritten meine Freundin und ich nämlich ganz hip mit dem Fernbus. Von Bielefeld aus sind wir über Münster (und noch ein paar andere Städte, die ich aber vergessen habe) in etwa 5 Stunden nach Amsterdam gefahren. Von dort nochmal etwa 10 Minuten mit der Bahn direkt weiter nach Haarlem, wo unser Host schon darauf gewartet hat, uns die Schlüssel für unsere Airbnb-Wohnung (hip²) zu übergeben.
Unsere Wohnung lag etwa 2 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, war aber in fußläufiger Reichweite der Spaarne. So konnten wir morgens und Abends immer ganz gemütlich am Wasser entlang flanieren und das schöne Wetter genießen. Alternativ hätten wir auch den Bus nehmen können der alle 5-7 Minuten(!) fährt, aber wir sind ja noch jung und platzen praktisch Motivation und Fitnesswille.
Auch die weitere Anbindung zum Strand und nach Amsterdam war erschreckend großartig, denn zu beiden Zielen war die Fahrt nur etwa 10-15 Minuten lang (mit WiFi im Zug!!!!11) und wir mussten nie(!) länger als 2-3 Minuten auf die nächste Bahn warten. Ich weiß nicht warum alle 5 Minuten ein Zug von Haarlem nach Amsterdam fahren muss aber eigentlich ist es mir auch ziemlich egal, geschadet hat es ja nicht.
Sonne, Strand und mehr
Da wir bereits in den ersten Tagen prallen Sonnenschein genießen konnten, entschieden wir uns direkt dazu, eine Tagestour nach Zandvoort zu unternehmen. Da Haarlem quasi auf der Mitte zwischen Amsterdam und dem Meer liegt war der Strand nur eine Bahnfahrt von etwa 10 Minuten von uns entfernt. Wovon wir nichts wussten war die Rennstrecke Circuit Park Zandvoort und so folgten wir der euphorischen Masse aus dem Zug erstmal einen guten Kilometer in die falsche Richtung.
Da wir uns beide nicht sonderlich für Motorsport interessierten, waren wir zunächst natürlich ein wenig von der Geräuschkulisse eingeschüchtert. Als wir dann den richtigen Weg zum Strand gefunden haben und die Dünen runter sind, konnte man aber zum Glück kaum noch etwas davon hören und wir haben unseren wohlverdienten Sonnenbrand abholen können.
Einerseits natürlich doof, weil wir mit unseren knallroten Gesichtern unser Touristentum wohl kaum verstecken konnten, auf der anderen Seite aber auch praktisch weil jetzt, nach dem Urlaub das schlimmste schon hinter uns liegt. Beim nächsten Grillabend ist die verbrannte Hautschicht dann vielleicht sogar schon abgepellt und ich habe nur noch ein bisschen Farbe bekommen weil ich ja im Urlaub war.
Kulturprogramm in Amsterdam
Natürlich haben wir kultivierten Mittzwanziger ja keinen Sauf- und Strandurlaub geplant und deshalb stand auch die eine oder andere Sehenswürdigkeit auf dem Plan. Da wir uns über Haarlem im Vorfeld leider kaum informiert haben (ups :D) waren wir dazu hauptsächlich in der Hauptstadt unterwegs. Dort haben wir uns dann aber folgende Sachen angeschaut:
Madame Tussauds
Die erste große Attraktion kam uns mehr oder weniger spontan in den Sinn, denn bevor wir durch Amsterdam spazierten war uns gar nicht bewusst, dass es dort ein Madame Tussauds gibt. Da wir beide bis jetzt in keinem Kabinett der Dame zu Gast waren entschieden wir uns spontan, der Sache eine Chance zu geben. (Eine Ermäßigung auf Tickets für den Amsterdam Dungeon beschleunigte diese Entscheidung übrigens ungemein).
Zunächst war ich etwas skeptisch vorsichtig was die Figuren angeht aber spätestens als ich dann sah, wie einige Mädels und Kinder mit den Nachbildungen ihrer Idole umgehen war mir klar: Man darf hier nicht nur Fotos machen, man wird quasi dazu aufgefordert die Figuren anzufassen. Was mir neben den ganzen Blödeleien mit Ebenbildern wichtiger Persönlichkeiten besonders gut gefallen hat war natürlich die Ecke mit den Filmfiguren. Diese waren fast alle mit passenden Requisiten ausgestattet, sodass man E.T. in einer roten Jacke kutschieren konnte und im passenden Smoking neben James Bond posieren kann.
Zum Schluss gab es zu meiner Freude sogar noch eine eigene Avengers-Passage in der man sich einmal wie Tony Stark, Ant-Man oder Captain America fühlen konnte.
Die Tickets kosteten uns (mit denen vom Dungeon) ca. 15€ was absolut okay ist. Wir waren etwa eine Stunde dort und haben etliche Fotos gemacht. Wer eine Kamera, einen Sinn für Popkultur und Humor hat, kann hier definitiv eine Menge Spaß haben. Klare Empfehlung!
The Amsterdam Dungeon
Den nächsten Stopp machten wir dann natürlich direkt im Amsterdam Dungeon. Nach ein paar Minuten Wartezeit kamen noch zwei weitere englischsprachige Besucher und wir konnten unsere Tour starten. Der Dungeon besteht aus verschiedenen Räumen die alle ein eigenes Theme haben. In jeden Raum erzählt ein Mitarbeiter eine gruselige Geschichte und spannt die Besucher dabei mal mehr, mal weniger ins Geschehen ein.
Durch tolle Kostüme (sowie natürlich die Schauspieler) und detaillierte Kulissen kommt echtes Gruselfeeling auf und wir hatten ca. eine Stunde lang schaurig schöne Unterhaltung. Da unsere Gruppe nur aus vier Personen bestand mussten wir zwar alle relativ oft an den Aktionen teilnehmen, aber da war nichts dabei, was wirklich schlimm war. In der Regel musste man nur etwas festhalten oder seinen Namen nennen, den Rest haben die Schauspieler übernommen.
Auch den Amsterdam Dungeon kann ich nur empfehlen, man sollte allerdings schon gut Englisch (oder eben holländisch) sprechen, sonst macht es natürlich herzlich wenig Sinn.
Sexmuseum
Als kultivierte Mittzwanziger mussten wir natürlich auch einen Abstecher (hihi) ins Sexmuseum machen. Der Eintritt lag bei schon fast lächerlich niedrigen 4€ pro Person und bei dem Preis kann man über das, was geboten wird echt nicht meckern. Es gab sehr viele Fotos aus den letzten knapp 100 Jahren Sexgeschichte sowie diverse Accessoires und Figuren die mit sexuellen Motiven verziert wurden.
Leider hat mir bei vielen Dingen ein bisschen der Kontext gefehlt. So für sich gesehen ist ein Gehstock mit einem Penis als Knauf zwar nett anzusehen aber ich würde dann halt auch gern mehr darüber erfahren. Bei dem niedrigen Eintrittspreis will ich aber gar nicht meckern, die Zeit im Museum war auf jeden Fall unterhaltsam und interessant. Es ist kein muss, aber wenn man ohnehin gerade in der Nähe ist und etwas Zeit totzuschlagen hat, dann kann man dem Sexmuseum wohl bedenkenlos einen Besuch abstatten.
Torture Museum
Angefixt vom Dungeon schauten wir uns dann auch direkt noch das Foltermuseum an. Für 7.50€ Cash (das war die einzige Situation in der wir in Holland nicht mit Maestro-Karte zahlen konnten) erkauften wir uns Eintritt ins Museum. Von der Aufmachung her erwartete uns dort praktisch das Gegenteil vom Sexmuseum: Ausgestellt waren ca. 30-40 verschiedenste Folterutensilien, die alle mit ausführlichen Texten und Bildern erklärt werden.
Angetrieben von morbider Faszination verbrachten wir auch hier wieder irgendwas zwischen 45 und 70 Minuten. Da die Folterinstrumente ohne zu folternde Person mitunter sehr abstrakt wirken können, sollte man sich schon die Zeit nehmen und die Infotafeln alle lesen, sonst verpasst man wirklich eine Menge. Wie weit das Kopfkino dann den Rest erledigt ist von Besucher zu Besucher wohl wieder unterschiedlich aber ich für meinen Teil war ziemlich fasziniert.
Moco Museum (Banksy / Andy Warhol)
Zu guter Letzt haben wir dann noch einen Abstecher ins etwas abgelegene Moco Museum gemacht, denn dort wurden zeitgleich einige Werke von Banksy und Andy Warhol ausgestellt. Zwei Fliegen auf einen Schlag quasi. Interessant war die Ausstellung allemal, denn wir konnten neben den Bildern auch noch einiges über die Künstler lernen. Aber das Ding mit Kunstgallerien ist ja nun mal so: man schlendert von einem Bild zum nächsten, liest vielleicht noch den einen oder anderen Infotext begleitet von einigen Aahhhhs und Ooooohhhs.
Es war auch recht beeindruckend zu sehen, auf was für Material der gute Banksy so arbeitet und so Originale haben ja von selbst immer schon eine gewisse Ausstrahlung. Aber wenn da dann ein echtes Stück Mauer mit ‘nem Graffiti ausgestellt wird ist das schon mal was anderes. Preislich lag die Ausstellung bei 12.50€, was mir für das Gebotene im Nachhinein etwas hoch angesetzt scheint. Weiß man vorher natürlich nicht und so ein edles Museum will ja auch irgendwie unterhalten werden. Ich vermute man kann den Preis irgendwie rechtfertigen wenn man Kunst wertzuschätzen weiß. Da tu’ ich mir aber leider recht schwer mit.
Sonstiges
Gutes Essen bekommt man in Holland nach unserer Erkenntnis wohl fast überall. In allen Restaurants war das Essen mindestens gut und wir hätten wohl auch noch mehr versucht, wäre in Haarlem nicht der Thrill Grill gewesen. Dort haben wir am ersten Abend Burger gegessen und die waren so lecker, dass wir auch noch zwei weitere Abende dort einkehrten um den Tag bei leckeren Brötchen mit Fleisch und allerlei Leckereien ausklingen zu lassen.
Wenn wir es mal nicht ganz so deftig wollten, gingen wir zum nächstgelegenen Friet van Piet. Dabei handelt es sich um (glaube ich) eine Imbisskette, die ziemlich gute Pommes und die berühmte Frikandel Speciaal anbieten. Gute Preise, nettes Personal und eine heimelige Atmosphäre konnten uns mehr als einmal überzeugen.
Ansonsten kann ich euch in Amsterdam noch den Laden PopCult empfehlen. Man kann dort beliebig viel Zeit damit verbringen, geiles Merchandise zu praktisch allem was das Herz begehrt zu bestaunen. Beim Kauf haben wir uns dann vorrangig auf Kram von Super Mario und Zelda beschränkt, nach oben ist jedoch noch jede Menge Luft:
Lange nicht mehr so viel schrott aufeinmal gekauft <3 pic.twitter.com/txOEgmzl9K
— moep0r (@moep0r) June 8, 2016
So viel erstmal dazu. Wart ihr schon in Amsterdam?
Was habt ihr gesehen, was ich verpasst habe und mich jetzt super neidisch machen könnte?
Ihr habt definitiv das Anne Frank Haus mit der unglaublich dichten Atmosphäre verpasst.
Ajau! Da kamen wir dran vorbei aber da standen ca. 20 Schulklassen vor dem Eingang. War uns dann etwas zu voll ^^’
Ich fand am Anne-Frank-Haus auch irgendwie seltsam, dass draußen am Schild zig Leute freudestrahlend, “Daumen hoch”, super funny für Fotos posiert haben. Befremdlich.
Klingt nach einem famosen und vollen Urlaub. Vom Sonnenbrand mal abgesehen… ;)
Schöner Bericht mit dem bestimmten Nerd-Fokus. Klasse! Gerne mehr davon… :)
Van Gogh sieht dir ja wie aus dem Gesicht geschnitten aus :D Hast du mal geguckt, ob er noch beide Ohren hat?
Verdammt, da sagst du was mit dem Ohr. Ne, habe ich natuerlich nicht geguckt, Mist!
Ich musste auch sehr lachen, mein Bruder sieht ihm aber noch ähnlicher, dem habe ich auch direkt ein Foto geschickt ^^
Cooler Bericht :) Ich war einmal in Amsterdam, aber da war ich ungefähr 9 oder so und deswegen hab ich da 1.) nicht mehr viele Erinnerungen; 2.) sowas wie das Sex- und Foltermuseum definitiv nicht besucht :D
Bei Madam Tussauds war ich in Berlin, da war ich eher enttäuscht. Da gabs aber auch keine Avengers Passage, allein dafür würde ich doch nochmal in ein Tussaud gehen. Obwohl ich finde, Morgan Free.. äh Nelson Mandela sieht n bisschen aus wie E.T. …
Da ich nur noch bis August in NRW wohne, will ich die Zeit und Nähe zu Holland auf jeden Fall noch ausnutzen und ein paar Städte erkunden! Danke für die Tipps auf jeden Fall :)
Jau, also Amsterdam ist wirklich erstaunlich nah, muss ich sagen. Lohnt in Kombination mit einem Nachtzug wahrscheinlich sogar schon als Tagestrip mit ein paar Freunden.
Das mit den Selfis ist auch tatsächlich etwas merkwürdig.. ist ja nun eher kein Ort der Freude.. Aber klingt sonst super bei euch :D Irgendwie habt ihr n gutes Händchen für Urlaub